Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci richtet dort eine „Temporäre Notfall-Pflegeeinrichtung“ ein
Plötzlich ging alles ganz schnell: Zunächst sollte das „House of Life“ in der Blücherstraße 26B erst zum 30. Juni geschlossen werden, ganz überraschend war es dann aber schon am 31. Mai soweit. Flugs wurden neue Schilder angebracht mit dem Vivantes-Schriftzug, der alte „House-of-Life“-Schriftzug übermalt. Große Geheimnistuerei allerorten. Der städtische Gesundheitskonzern Vivantes gab keine Auskunft, die Senatsverwaltung für Gesundheit drückte sich zwei Wochen lang um eine Antwort auf unsere Anfrage herum. Jetzt ist es endlich offiziell: Im ehemaligen Pflegeheim für Jüngere, das mehr als ein Jahrzehnt lang den Kiez mitgeprägt hat, wird bis zum Ende des Jahres eine „Temporäre Notfall-Pflegeinrichtung“ im Rahmen der Corona-Pandemie eingerichtet.
Was das genau sein soll, wird aus der Pressemitteilung nicht recht deutlich. „Diese Einrichtung soll pflegebedürftigen Menschen übergangsweise eine Unterkunft bieten, wenn sie in der aktuellen Pandemielage nicht in ihrer häuslichen Umgebung gepflegt werden können oder sie nach einem Krankenhausaufenthalt kurzfristig nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können“, schreibt Senatorin Dilek Kalayci dazu eher wolkig. Im beigelegten Informationsblatt werden als künftige Bewohner ausdrücklich pflegebedürftige Menschen sowohl ohne als auch mit einer bestätigten Covid-19-Infektion genannt – soweit sie nicht im Krankenhaus behandelt werden müssen. Sie können aufgenommen werden, wenn sie nach einem Klinikaufenthalt unter Quarantäne stehen oder im Seniorenheim oder in ihrer Wohngemeinschaft „die eigene häusliche Versorgung nicht sicher gestellt werden kann“. Das zentrale Wort „Quarantäne“ wird dabei vermieden und taucht im offiziellen Pressetext kein einziges Mal auf.
Nach unseren Informationen ist die Senatsverwaltung für Gesundheit bereits seit 1. Juni Mieterin des Gebäudes, betrieben wird die Einrichtung mit insgesamt 118 Plätzen von der Vivantes Forum für Senioren GmbH. Gedacht ist an eine Unterbringung von in der Regel bis zu zwei, maximal jedoch vier Wochen. Das Projekt läuft bis zum Jahresende und soll, wie es heißt, „eine Lücke schließen“. In Ergänzung zu der bereitgestellten Notklinik in Messehalle 26 will die Senatsverwaltung offenbar Kapazitäten schaffen, um pflegebedürftige Menschen bei befürchteten Corona-Ausbrüchen für eine begrenzte Zeit an einem geschützten Ort unterbringen zu können.
In einer Mitteilung an die Beschäftigten des „House of Life“ hatte der Träger FSE von einem „Ausweichquartier im Kampf gegen Corona“ gesprochen, Neben der Klinik in der Messehalle werde „nun auch das ehemalige House of Life im Falle einer weiteren Krankheitswelle zur Versorgung der Patient*innen beitragen“. Tatsächlich, so Vivantes, sei vor Ort aber keine Behandlung und auch kein Krankenhaus geplant.