Der Corona-Hund

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Er heißt Cuttner und hat auf Instagram fast 500 Follower

André, Anne, Cutti und zwei Flaschen Bier. Foto: ks

Wer etwas von einem "Corona-Hund" schreibt, muss natürlich zuerst erklären, was das überhaupt ist. Tatsächlich haben sich viele Menschen während der Covid-19-Pandemie ein Haustier angeschafft. Damit Körperkontakt und Nähe nicht ganz auf der Strecke bleiben. Damit die Kinder außer Homeschooling etwas zum Spielen haben. Damit es einen guten Grund gibt, trotz Ausgangssperre ein paarmal am Tag nach draußen zu sehen. Insofern ist Cuttner nicht ganz typisch. Anne und André hatten nämlich ohnehin mit dem Gedanken gespielt, sich wieder einen Hund anzuschaffen. "Da hat es sich jetzt angeboten, weil wir wegen Corona viel zu Hause sind und Zeit für ihn haben", sagt Anne.

Die beiden sind Anfang 30. Anne befindet sich mitten in der Ausbildung zur Psychotherapeutin, André studiert Sozialarbeit und arbeitet als Bezugsbetreuer für psychisch Kranke. Cuttner wiederum ist ein Berner Sennenhund - eine Rasse, die als besonders gutmütig, freundlich, dabei aber intelligent und sehr sensibel gilt. Das ist wichtig, denn aus dem verspielten, gerade mal ein knappes halbes Jahr alten Welpen könnte nach dem Willen seiner Besitzer einmal ein Begleithund, vielleicht sogar ein Therapiehund zur Arbeit mit kranken Menschen werden.

Aber woher stammt der Name? Nun ja, Klaus hätte er auch heißen können oder Christopholus, am Ende entschied sich das Paar aber für Cuttner - nach dem Radio Fritz- und Radio Eins-Moderator Jürgen Kuttner. "Aber mit C", sagt Anne. "Der hat auch eine Tochter, Sarah, aber den Vater finden wir cooler." Gut, wäre das auch geklärt. Warum hat man so einen Hund? Und dann noch einen, der einem schon als Welpe hoch bis zum Knie geht? Der im Monat locker 15 Kilo Hundefutter vertilgt - das übrigens von Amazon kommt? "Es ist einfach mega, wenn man morgens die Augen aufmacht und der Hund kriegt das mit und kommt schwanzwedelnd angestiefelt", sagen sie.

Und dann erzählen die beiden, wie sie vor Weihnachten in Richtung Bad Liebenwerda fuhren, schon die Hundeeltern sehr aufmerksam und supersympathisch fanden. Da geht es um Rudelstrukturen, dass sie nicht den Aufmüpfigen, sondern eher den Zurückhaltenden aus dem Wurf haben wollten. André zögerte noch ein bisschen, aber Anne schaffte 20 Bücher über Hundeerziehung heran und war schon "in den Welpen verliebt". Beim zweiten Besuch saß Cutti dann auf der Rückfahrt mit im Auto und hat eine Stunde lang über die Trennung geweint. Deshalb nahmen ihn die beiden in der ersten Nacht mit ins Bett. Was muss so ein kleiner Hund alles lernen? "Wie heißt er? Wir sind für ihn wichtig. Er kann uns vertrauen. Wir sind gut zu ihm. Die Welt ist gut. Andere Menschen sind auch gut. Er darf andere Hunde begrüßen, aber er muss uns vorher angucken und um Erlaubnis fragen."

Anne und André berichten noch, wie leicht es plötzlich fällt, mit sehr, sehr vielen Menschen Kontakt zu kriegen: "Wir liefen mit dem kleinen Hund durch die Straßen und alle drei Meter kam irgendjemand und wollte ihn anfassen!" Um das ein bisschen auszunutzen, haben sie jetzt einen Instagram-Account eingerichtet und posten seit sechs Wochen jeden Tag Fotos. Ein Foto-Shooting mit einer Ration Futter ist dabei schon herausgesprungen und Anne versteckt für die inzwischen fast 500 Abonnenten auch ab und zu eine politische Botschaft. Der kleine Berner Sennenhund auf der Kreuzberger 1. Mai-Demo zum Beispiel oder vor einem Graffito "Smash Patriarchy!" Aber eigentlich, sagt sie, "geht es darum, den Menschen eine Freude zu bereiten!"

Info: Cutti auf Instagram