“Sehet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.” So steht es bekanntlich in der Bibel, aber man muss natürlich dazusagen, dass es keine Lilien sind, sondern wunderschöne Stockrosen (Alcea rosea), welche diesen Sommer ganz überraschend vor der Heilig Kreuz-Kirche blühen, und sie arbeiteten und spannen zwar selbst nicht, wurden aber doch – wie man hört – von Gärtner Karl ganz hingebungsvoll gepflegt.
Aber wo kommen sie her? Hat ein guter Geist irgendwann Samen gesät? Aber gute Geister haben gewöhnlicherweise wichtigere Dinge zu tun, als Stockrosen-Samen in der Gegend zu verstreuen – wenn es in diesem Fall auch die Heilig Kreuz-Kirche ist. Es gibt Gerüchte, der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen habe möglicherweise etwas mit der Sache zu tun, aber das ließ sich bisher nicht bestätigen.
Jedenfalls ist es ein guter Standort an der Südseite der Mauer mit viel Sonne, wenn auch der Boden nicht viel taugt. Für Stockrosen war es ein schwieriges Jahr. Erst ein nasser Frühling mit viel Malvenrost, dann hat wahrscheinlich doch ein wenig das Wasser gefehlt – abgesehen von gedankenlosen Zeitgenossen, die aus Langeweile schöne Dinge zerstören. Nächstes Jahr werden sie wieder blühen. Besser als der Evangelist Matthäus könnte man es gar nicht ausdrücken: “Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins!” Fotos: ks