Jagd nach FFP2-Masken

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Protokoll einer langen Reise mit vielen Hindernissen

Montags-, Dienstags-, Mittwochs-, Donnerstags-, Freitags-, Samstags- und Sonntags-Maske (von li. n. r.). Foto: ks

Vor ein paar Tagen kam Post von der Bundesregierung. mogblog hat noch nie Post direkt von der Bundesregierung bekommen, immer nur vom Finanzamt, und war natürlich entsprechend entzückt. Der Brief enthielt zwei Coupons: Berechtigungsschein 1 und Berechtigungsschein 2, jeweils für sechs Schutzmasken, sehr aufwändig gedruckt, mit einem blauen Bundesadler. Bleiben Sie gesund. Ihre Bundesregierung. Nette Leute! Also los zur Apotheke und die zwölf FFP2-Masken abgeholt, Eigenbeteiligung vier Euro, das geht in Ordnung, es sind die gleichen, die es bei Edeka gibt. Prüfzeichen CE 2797, wir kennen uns inzwischen aus.

Seltene Post von der Bundesregierung persönlich! Foto: ks

Damit ging eine sehr lange Reise zu Ende. Sie begann am 12. Januar. An diesem Tag hatte Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, ab 18. Januar müssten alle Bayern in Geschäften und im ÖPNV FFP2-Schutzmasken tragen. "Die Verfügbarkeit im Handel ist ausreichend gewährleistet", versprach er. Ja, wir erinnern uns an die leeren Regale beim Klopapier! In Berlin hieß es an diesem Tag noch trödelig, man habe über dieses Thema gar nicht diskutiert. Niemand hat die Absicht, man kennt das. Was also macht der kluge, vorausschauende Mann? Er wirft sich ins Internet und sucht nach billigen FFP2-Masken. Aber pronto!

Zu dieser Zeit war ein guter Freund der Ansicht, die meisten Schutzmasken seien ohnehin Fälschungen. Da gab es FFP2-, KN95-, N95- und sogenannte OP-Masken, immer wieder war von Rückrufen und Fake-Masken zu lesen und am Ende blieb nur der gute Ratschlag, dass so eine FFP2-Maske wohl ein CE-Zeichen mit einer vierstelligen Nummer besitzen müsse. So wirklich vertrauenerweckend wirkt eine von einer chinesischen Firma in Guandong hergestellte, von "Inspektor QC-01" mit einem roten Stempel geprüfte und von "Universal Uygunluk Degerlendirme Hizmetleri ve Tic. A.Ş." in Istanbul zertifizierte Halbmaske allerdings nicht. Half das irgendwie weiter? Nein.

Auf die CE-Prüfziffer kommt es an! Foto: ks

Also hat mogblog zum Schutz seiner Lieben und Liebsten - damals galten die Masken noch als Einwegartikel - via Amazon bei diversen Händlern jede Menge bestellt: 25 FFP2-Masken à 0,80 Euro, 20 Stück à 1,35 Euro und 40 Stück à 1,50 Euro. Das schien damals ziemlich preiswert, war aber ein schlechtes Geschäft, mittlerweile sind sie zum Teil um die Hälfte billiger. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich allmählich auch das politische Berlin in Bewegung, hier waren ab 24. Januar "medizinische Schutzmasken" in Geschäften und im ÖPNV vorgeschrieben.

Gute Gelegenheit für einen Test. Drei Tage vorher hatte die Apotheke des Vertrauens ausreichend FFP2-Masken da. Chinesische für 2,95 Euro und "etwas größere, deutsche" für 4,25 Euro. Solide, aber teuer. Beim dm-Drogeriemarkt und bei der Rossmann-Filiale um die Ecke gab es vor dem Wochenende keine, danach hieß es abwechselnd, sie seien entweder "ausverkauft" oder "noch nicht da". Erstmals konnten hier am 27. Januar zwei Masken für 4,95 Euro gleich 2,47 Euro pro Stück erstanden werden - aber nur dieses eine Päckchen. Unzuverlässig. Überraschender Top-Performer: Edeka. Der Markt in der Bergmannstraße hatte schon am 22. Januar ganze Stapel davon für 1,50 Euro. Damit war der Wochenendausflug mit der S-Bahn gerettet.

Diese FFP2-Masken sollten eine Weile reichen. Foto: ks

Und die Masken aus dem Netz? Eine Katastrophe. Das erste Päckchen kam wie versprochen nach vier Tagen an. Prima. Das zweite wurde am 13. Januar versandt. Dann tat sich lange Zeit gar nichts. Falsche Tracking-Nummer, ausweichende Auskünfte vom Absender, gar keine Auskunft vom Paketdienst. Nach zwei Wochen bei Amazon Erstattung beantragt - und wie es immer so ist, kamen die Masken einen Tag später überraschenderweise doch noch an. Von einer Firma an der Nordseeküste, bei der sie gar nicht bestellt worden waren (vielleicht hatte inzwischen ein Containerschiff aus China angelegt?). Und natürlich hat der Paketdienst nicht geläutet, obwohl mogblog zuhause war. Bei dem dritten Päckchen so ungefähr das gleiche Drama. Kein Kontakt mit dem Verkäufer möglich, eine falsche Tracking-Nummer, Stornierung ignoriert. Lieferzeit 17 Tage.

Was lernen wir also daraus? Nie wieder Vitality Formula, nie wieder Home & Trends, nie wieder Amazon und nie wieder DPD. Aber sehr gerne Edeka. Das gesamte Masken-Chaos hätte sich durch einen einzigen Gang in die Bergmannstraße vermeiden lassen, ohne jeden Ärger und ohne tagelanges Warten auf einen Paketboten, der dann doch nicht kommt. Hätte man vorher gewusst, dass die FFP2-Masken acht Stunden halten, also eine für einen bestimmten Wochentag zumindest fürs erste genügt, hätten auch ein, zwei Schachteln ausgereicht. Stattdessen besitzt mogblog jetzt eine ganze Sammlung davon.

Vielleicht will jemand tauschen? Wir hätten anzubieten: CE 2163 Universal Certification and Surveillance Service Trade Ltd. Co. (Türkei), CE 2797 BSI Group The Netherlands B.V. (Niederlande), CE 2834 CCQS Certification Services Limited (Irland) und CE 2641 MNA Laboratuvarları Sanayi Ticaret Ltd.Şirketi (Türkei).

3 Antworten

  1. Gerd

    Zur Ergänzung: Vitality Formula lieferte die am 12.01. bestellten Masken überraschender Weise am 02.02. per DPD. Bereits am 24.01. wurde mir seitens Amazon der Betrag erstattet, da der Artikel nicht angekommen ist und die mitgeteilte Trackingnummer einen komplett anderem Bundesland und einer mir völlig Fremden Person zugeordnet wurde. Nun, am 22.03. erhielt ich eine Mahnung seitens Creditreform und der Aufforderung die Ware zu bezahlen da ich sie ja erhalten habe. Ich habe Widerspruch eingelegt und dargelegt, dass die Masken am 02.02. unaufgefordert zugestellt wurden und der, ungeöffnete, Artikel gerne Abgeholt werden kann. Vitality Formula stellt sich natürlich quer und schickt mir, auf meine Emails hin, teils sehr bedenkliche Mails zurück. Liest man sich die Kommentare auf Amazon durch, bin ich nicht der einzige der davon betroffen ist. Wie auch immer… NIE mehr wieder bei dieser Firma.

  2. Heinz-Bärbel

    Ah, Vitality Formula, mir denen hatte ich auch zu tun. Ähnliches Hin und Her, keine Lieferung, sehr windig alles. Schließlich Geld zurück durch Amazon.
    Ich hatte das alles schon fast vergessen, dann kam heute die „Zahlungserinnerung“ von Creditreform. Die Mandantin hätte ihren Teil des Vertrages ja erfüllt. Werde auch widersprechen natürlich.
    Vor allem die Amazon-Bewertungen über diesen Laden sprechen Bände.

  3. Gärtner

    Hallo bei mir das gleiche Spiel. Erst wurde nichts geliefert und anschließend nur ein Teil. Ich werde hier auch widersprechen. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie es nach Ihrem Widerspruch weiter ging?
    Beste Grüße
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