Mogblog geht in der Bergmannstraße spazieren und zählt
Die Idee entstand eher zufällig. Wegen der Covid-19-Pandemie tragen inzwischen die meisten Menschen in der U-Bahn und im Bus eine Mund-Nasen-Maske - allerdings hängt das auch von der Tageszeit ab und davon, ob man gerade im wilden Neukölln oder im bürgerlichen Steglitz unterwegs ist. Aber wie verhält es sich auf der Bergmannstraße oder am Kottbusser Tor? Dort gilt auch im Freien eine Maskenpflicht. Also hat mogblog einfach mal gezählt.
Die Versuchsanordnung in der Bergmannstraße: Samstag, 7. November, 15:25 bis 15:40 Uhr. Die Restaurants haben zu, trotzdem ist ziemlich viel los. Auf Notar oder Rechtsanwalt wurde verzichtet, aber wir sind zu zweit, weil das etwas objektiver, bequemer und natürlich auch lustiger ist. Kinder fallen raus; Leute, die offensichtlich essen oder trinken, ebenfalls. Wer raucht, gilt hingegen als maskenlos. Wir marschieren einmal von der Marheineke-Markthalle bis zum Mehringdamm und auf der anderen Straßenseite wieder zurück.
Das Ergebnis: In dieser Viertelstunde trugen 223 Menschen in der Bergmannstraße wie vorgeschrieben eine Mund-Nasen-Maske, 98 aber nicht. Bei einer Gesamtzahl von 321 Probanden sind das 69 Prozent mit und 31 Prozent ohne Mundschutz. Dabei dürfte die Zahl der Maskenträger davon profitieren, dass manche gerade dabei waren, ein Geschäft zu betreten, oder einen Laden verließen. Auf die Maskenpflicht hingewiesen wird mit hübschen Markierungen auf dem Trottoir und gelegentlichen Schilder an Laternenpfählen. Kontrolliert wurde in diesem Zeitraum von niemandem - keine Polizei, kein Ordnungsamt, keine Parkläufer, nichts.
Eine ähnliche Untersuchung am Kottbusser Tor ergab am Montag, 9. November, von 14:10 bis 14:30 Uhr genau 184 Menschen mit und 168 ohne Maske, also 52 zu 48 Prozent. Dort ist das Zählen etwas schwieriger, weil am Kotti neben der Laufkundschaft auch einige Gruppen längere Zeit abhängen, die gefühlt eher weniger Masken tragen. Auch ist unklar, wo genau der Platz anfängt und wo er aufhört - und damit auch die Maskenpflicht. Die Hinweise wirken hier unauffälliger als in der Bergmannstraße, kontrolliert wurde ebensowenig.
Wie wollen wir diese Daten jetzt interpretieren? Das RKI meldete vergangene Woche einen neuen Höchststand von 23.399 Neuinfektionen in Deutschland. Heute verzeichnete Berlin 1960 positive Tests - das ist bisher der mit Abstand höchste Tageswert überhaupt. Gleichzeitig wächst die Zahl des Todesfälle. Die zweite Corona-Welle schlägt mit voller Wucht zu. Richtig ins öffentliche Bewusstsein scheint das, vorsichtig gesagt, noch nicht gedrungen zu sein. Deutlichere Schilder, klarere Markierungen und ab und zu eine Erinnerung könnten dabei vermutlich helfen.