Blaue Schmeißfliege (Calliphora vicina): Fährt auf geruchsintensive organische Stoffe ab
Der Name "Schmeißfliege" kommt übrigens nicht daher, dass sie sich besonders gern an gefüllte Biergläser heranschmeißt. Sondern "schmeißen" stammt aus der Jägersprache und bedeutet "Kot auswerfen" und, nun ja, Kot oder wie es im Biologiebuch gewählter heißt: "geruchsintensive organische Stoffe" sind für Schmeißfliegen eben totale Leckerbissen. Dagegen ist im Prinzip wenig einzuwenden und dass Menschen das eklig finden, hat mit frühkindlichen Prägungen zu tun, die unter anderen Umständen auch anders verlaufen könnten.
Kaum ist das liebe kleine Tierchen auf dem Bierglas entdeckt, beginnt schon das große Rätselraten. Eine Stubenfliege (Musca domestica)? Graue Fleischfliege (Sarcophaga carnaria)? Eine Totenfliege (Cynomya mortuorum)? Auch die Schwarzblaue Schmeißfliege (Calliphora vomitoria) wird ins Gespräch gebracht, aber mit dem neuen, dicken Insektenbuch in der Hand sind wir uns ziemlich sicher: Es ist eine Blaue Schmeißfliege (Calliphora vicina), im Volksmund "Blauer Brummer" genannt, was sich da für ein süffiges Flens statt für Schulli entscheidet. Passt natürlich praktischerweise gut zum weiß-blauen Namenszug.
Am ganzen Körper mit Borsten besetzt. Der mehr oder weniger gefleckte Hinterleib glänzt metallisch mit bläulichem oder grünlichem Schimmer. Beim Weibchen stehen die Augen etwas weiter auseinander, wir haben also ein Männchen vor uns. Jawohl! In geschlossenen Räumen entdeckt man Schmeißfliegen übrigens ziemlich schnell, weil sie meist mit lautem "Wumms" gegen die Fensterscheibe donnern. Aber wer dann im Netz nach mehr Informationen sucht, bemerkt sofort, dass die netten Geschichten, die Nabu und andere Naturschützer über Singvögel, Wildbienen oder Marienkäfer verbreiten, hier völlig fehlen. Stattdessen stößt man auf Insektenvertilger und das Umweltbundesamt.
Ja, Schmeißfliegen wühlen mit Wollust in der Scheiße herum. Ja, sie können sehr wohl pathogene Keime übertragen und von ihnen befallene oder verunreinigte Lebensmittel sollte man ganz sicher nicht mehr essen. Weiß schließlich jeder. Aber selbst das Bundesamt räumt ein: "Die Gefahr einer Übertragung von Krankheiten wird in Mitteleuropa derzeit als sehr gering eingeschätzt." Auch sollte man bei allem Hochmut nicht vergessen, dass Schmeißfliegen - wie Ameisen und andere Insekten - zu den Lebewesen gehören, die überleben dürften, wenn es dem Menschen doch noch gelingen sollte, den Planeten in die Luft zu sprengen. Wofür im Moment ja wieder einiges spricht.