Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris): Kontrollierte Abstürze ins Mauseloch
Sie machen es im Prinzip so wie ein großes, viermotoriges Passagierflugzeug. Erst drehen sie ein paar Platzrunden, um sicher zu sein, dass es wirklich ihr Heimatflughafen ist. Dann nehmen sie das Gas weg, gehen in den Gleitflug und stellen zur Erhöhung des Luftwiderstandes die Flügel schräg.
Nun ist so eine Punktlandung mitten im Nirgendwo nicht viel mehr als ein kontrollierter Absturz. Das gilt für einen Flugzeugträger auf hoher See genauso wie für ein Hummelnest. Manche fallen bei der Landung kräftig auf die Nase, gucken verwirrt und purzeln dann eher unkontrolliert in ihr Erdloch hinein.
Genauer: In das ehemalige Mauseloch, das jetzt die neue Heimat der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) ist. Das ist hierzulande die häufigste Hummelart. Wer schon gelernt hat, Bienen, Wespen und Hornissen zu unterscheiden, kann mit ihr ganz gut die Erforschung der mehr als 40 verschiedenen heimischen Hummelvarianten beginnen.
Man erkennt sie leicht an ihrem weißen Hinterteil. Dazu kommen zwei dunkelgelbe Querstreifen auf dem ersten Brust- und dem zweiten Hinterleibssegment. Hummeln können zwar stechen, sind aber ausgesprochen friedliche Zeitgenossen. Und außerdem Vegetarier: Sie ernähren sich vollständig von Pollen und Nektar.
Die Dunkle Erdhummel lebt in Völkern von bis zu 500 Tieren unter Steinen oder in unterirdischen Höhlen. Im Frühjahr sucht sich die Jungkönigin ein solches Nest und beginnt mit der Eiablage. Nach wenigen Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, ab September auch Drohnen und neue Königinnen. Nach der Begattung stirbt außer den Königinnen dann das gesamte Hummelvolk.
Aber noch lebt es. Über dem Mauseloch ist mehr los als am Flughafen Tegel, ganz zu schweigen vom nie fertigen BER. Alle paar Sekunden kommt eine Hummel mit ihrer reichen Pollenlast angeflogen. Der Start ist übrigens ganz unproblematisch: Ein kräftiger Sprung in die Luft – und weg ist sie.