Gemeine Pelzbiene (Anthophora plumipes): Hält nichts vom Karneval der Kulturen
Wenn vom Klimawandel die Rede ist, fallen häufig die Zauberworte "Blühwiese" und "Wildbienen". Nun ist das Anlegen und die Pflege einer artenreichen Wildblumenwiese mitten in der Großstadt eine ziemlich aufwändige Angelegenheit. Und bei den Bienen hegt der Autor ohnehin den Verdacht, dass - abgesehen von ein paar Spezialisten - von den Leuten, die das Wort gern in den Mund nehmen, kaum jemand eine Wildbiene tatsächlich erkennen, geschweige denn korrekt bestimmen könnte. Biene, Hummel, Wespe, öhm, Hornisse? Aber dann?
Deshalb, voilà, hier eine besonders hübsche, eine Gemeine Pelzbiene (Anthophora plumipes). Sie ist hierzulande eine der häufigsten Pelzbienen, im Unterschied zu anderen sehr früh im Jahr unterwegs und trägt deshalb auch den Beinamen "Frühlings-Pelzbiene". Und wie entdeckt man sie nun? Man setzt sich am U-Bahnhof Gneisenaustraße zu dem blauen Wiesensalbei, den der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. dort dankenswerterweise gepflanzt hat. Und da ist sie schon!
Lauter kleine, graue Pelzbündel, die rasend schnell von Blüte zu Blüte flitzen und dabei ähnlich wie Schwebwespen für kurze Zeit schwirrend in der Luft stehen. Vorne am Kopf tragen sie einen prominenten Rüssel, so dass sie fast ein wenig wie fliegende Nashörner aussehen. Anthophora plumipes lebt vom Nektar. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Männchen über Wochen hinweg regelrechte Patrouillen durchführen. Dabei fliegen sie dieselbe geschlossene Runde immer in einer Richtung, besuchen dieselben Blüten und überprüfen deren Nektarvorrat. Ähnliche Patrouillen sind vom Kolibri bekannt. Bienenfreund Andreas Haselböck: "Dabei ist verblüffend, dass sie an einem Tag im Uhrzeigersinn, und an einem anderen Tag nur gegen den Uhrzeigersinn fliegen - alle im Gleichklang, nie fliegt eine entgegengesetzt der anderen. Ich kann da stundenlang bei zuschauen!"
Am U-Bahnhof Gneisenaustraße leider nicht mehr: Der leckere Wiesensalbei wurde von den Besuchern des Karnevals der Kulturen dort komplett plattgewalzt. Nicht so furchtbar schlimm: Zwar fliegen die Weibchen der Pelzbiene bis in den Juni hinein, die Männchen sterben aber ohnehin schon im Mai. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Nester mit dem Nachwuchs fürs nächste Jahr den Ansturm der vergnügungssüchtigen Massen überlebt haben.