Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae): Zu Hunderten eng gedrängt auf einem Stängel
Kaum ein anderes Tier - außer der Ratte - ist beim Menschen so verhasst wie die Schwarze Bohnenlaus. Wie schlecht ihr Image wirklich ist, erkennt man beim Recherchieren im Netz: Alle Beschreibungen münden schon nach wenigen Sätzen in mehr oder weniger heimtückische Vorschläge, die armen Läuse möglichst effektiv um die Ecke zu bringen - was übrigens recht schwierig ist. Wäre man eine Blattlaus, würde man davon voll depressiv.
Natürlich ist das eine sehr subjektive, menschliche Sicht auf die tierischen Mitgeschöpfe und stammt noch aus Zeiten, als das Essen nicht mit Lieferando oder HelloFresh direkt ins Haus kam, sondern Rüben, Bohnen, Tomaten und Gurken mühsam angebaut werden mussten. Aber die Bohnenlaus hält sich auch bei Dahlien und anderen Zierpflanzen nicht zurück und das macht die Sache natürlich nicht besser.
Vor lauter Mordplänen liest man wenig über das Leben der Tiere. So viel lässt sich immerhin sagen: Eine Blattlaus ist niemals allein. Eng gedrängt sitzt sie zu Hunderten, ja Tausenden auf einem Stängel und abgesehen von Fressen und Ausscheiden fehlt ihr eigentlich fast alles, was man zu einem erfüllten Leben braucht. Sie hat kein Smartphone, weiß nicht, wer Kim Kardashian ist, selbst der Urknall und das seither unerbittlich auseinanderstrebende Universum ist ihr egal. Ein Lastenfahrrad besitzt sie auch nicht.
Noch schlimmer: Blattläuse haben fast niemals Sex. Es sind alles Weibchen, die immer wieder neue Weibchen gebären - und zwar ziemlich viele. Diese neuen Blattläuse stellen jedesmal das genaue Abbild der Mutter dar. Man stelle sich einmal vor, wie gruselig das sein muss! Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, jede Menge Schwestern, Cousinen und alle sind sie kein bisschen anders als man selbst! Erst im Herbst, wenn es kälter wird, schlüpfen Männchen, es gibt ordentlichen Geschlechtsverkehr, Eier werden abgelegt undsoweiterundsofort.
Auch sonst ist das Leben der Schwarzen Bohnenlaus alles andere als ein Zuckerschlecken. Sie gelten als Leckerbissen des niedlichen Marienkäfers, der am Tag locker 50 Stück verputzt. Seine Larve hat noch größeren Appetit und wenn gerade keiner von beiden in der Nähe ist, kommt bestimmt eine Blattlaus-Schlupfwespe angeflogen. Mit ihrem Stachel versenkt sie hinterlistig ein Ei in der Laus und die Larve verspeist ihren Wirt sodann bei lebendigem Leib - erst die nicht so lebensnotwendigen Teile, später die lebensnotwendigen. Irgendwann verfärbt sich die schwarze Bohnenlaus braun und ist tot. Die überlebenden Schwestern sitzen daneben und denken sich vermutlich ihren Teil.
Bonus: Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers macht sich über Blattläuse her. Foto: ks