Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus): Am Gesang kann man ihn erkennen
Wenn es von außen den Anschein hat, als sei mogblog stets ein Herz und eine Seele, dann täuscht das übrigens. Im Redaktionskollektiv wird mitunter heftig gestritten, zum Beispiel als es um die Bestimmung dieser niedlichen Heuschrecke ging. "Brauner Grashüpfer", tönte die eine Fraktion, felsenfest überzeugt. Es bedurfte einer sorgfältigen Analyse der Flügelstruktur, insbesondere des erweiterten Subcostalfeldes, bis sich die Ansicht durchsetzte, dass es sich doch eher um einen Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus) handeln dürfte. Ein Hund ist ein Hund und eine Ratte eine Ratte, ob tot oder lebendig, doch bei Insekten ist die Identifizierung oft schwierig.
Es ist ein Männchen, das erkennt man leicht an dem gelb-orange gefärbten Hinterleib. Sie sind ein ganzes Stück kleiner als die Weibchen, sitzen im Sommer gern müßiggängerisch in der Sonne herum und erzeugen mit den Hinterbeinen an den Flügeldecken schwirrende, zirpende Geräusche, welche Biologen euphemistisch als "Gesang" bezeichnen. Wenn man ein Ohr dafür hat und der Großstadtlärm rundherum mal eine Pause einlegt, kann man die verschiedenen Arten so am besten unterscheiden. Biguttulus macht leicht anschwellend bsssss - bsssss - bsssss, Chorthippus bruneus hingegen bs-bs-bs-bs-bs. Oder so ähnlich.
Außerdem, das hat mogblog nun in eigener mühevoller Forschungsarbeit herausgefunden, sind Nachtigall-Grashüpfer gut Freund mit Feuerwanzen. Beide scheinen sich zu mögen und die gegenseitige Nähe fast zu suchen. Ob die einen fressen, was die anderen ausscheiden, oder ob die Wanzen kunstbeflissen dem Konzert der Schrecken lauschen, muss noch untersucht werden. Vielleicht unterhalten sie sich auch übers Wetter oder tauschen Ansichten über die aktuelle Weltlage aus. Klug genug für solche Dinge wirkt der kecke Geselle mit seinen langen Fühlern, dem scharf geschnittenen Köpfchen und den großen dunklen Augen allemal.
Nachtigall-Grashüpfer sind harmlose Vegetarier, werden aber selbst von Vögeln, Igel, Spitzmaus, Maulwurf, Spinnen oder Grabwespen gerne verspeist. Im Unterschied zu den Schmetterlingen machen sie kein Puppenstadium durch, sondern entwickeln sich als Larve vom Ei über mehrere Häutungen zur fertigen Imago. Sie leben auf Wiesen, Äckern, Friedhöfen, sind hervorragende Flieger und natürlich machen sie mit ihren kräftigen Hinterbeinen auch große Sprünge. Man muss ihnen mit der Knipse nur ein bisschen zu nahe kommen und - zack - schon sind sie weg.
Bonus: Nachtigall-Grashüpfer zirpt vor hingerissenem Publikum. Foto: ks