Tagpfauenauge (Inachis io): Weiß der Schmetterling, dass er früher mal eine Raupe war?
Vor kurzem hat mogblog ein großes, dickes Buch über Insekten geschenkt bekommen und denkt seither vermehrt über die Metamorphose und die Evolution ganz im Allgemeinen nach. Nehmen wir nur das Tagpfauenauge (Inachis io). Klar, kennen wir. Es ist einer der schönsten und häufigsten Edelfalter überhaupt, man kann es sogar in Berlin ab und zu bewundern, im Sommer auf Schmetterlingsflieder, auf Friedhöfen, im Park am Gleisdreieck, selbst im Freigelände von Baumärkten.
Im Unterschied etwa zum Admiral, der in der kalten Jahreszeit gern nach Süden zieht, überwintert das Tagpfauenauge in Höhlen, Kellern, Garagen und auf Dachböden. Und es profitiert vom Klimawandel, weil wegen der warmen Sommer in einem Jahr immer häufiger eine zweite, manchmal sogar eine dritte Generation heranwächst. Dabei ist das Pfauenauge holometabol, d.h. es durchläuft eine vollständige Metamorphose vom Ei über Raupe (Larve) und Puppe bis zum Schmetterling (Imago) - anders als Feuerwanze und Nachtigall-Grashüpfer, die sich zwar ebenfalls mehrfach häuten, die Merkmale des erwachsenen Insekts aber sukzessiv ausbilden.
Warum ist das Tagpfauenauge so schön? Gute Frage. Im Sommer ist es ja ständig zwischen prächtigen Blumen unterwegs, da muss es schon einigermaßen spektakulär aussehen, um vom anderen Geschlecht überhaupt bemerkt zu werden. Andererseits schafft das natürlich auch Probleme, weil dadurch auch Fressfeinde (Vögel oder Fledermäuse) aufmerksam werden können.
Wie schützt es sich gegen Feinde? Die Flügelunterseite ist braungrau und schaut bei zusammengeklappten Flügeln aus wie ein dürres Blatt - das ist eine gute Tarnung. Bei aufgeklappten Flügeln sollen die vier Augenflecke hungrige Feinde abschrecken, die ein viel größeres, gefährliches Tier vermuten. Glauben jedenfalls die Insektenforscher.
Weiß der Schmetterling, dass er früher eine Raupe gewesen ist? Das ist umstritten. Es gibt Experimente, die das vermuten lassen. Andererseits bleibt bei der Umwandlung in der Puppe zum Schmetterling praktisch nichts von der Raupe übrig, sie frisst sich sozusagen selber auf.
Und wie kam nun die Natur auf diese komplizierte Idee? Mehr als drei Viertel aller Insekten sind holometabol und machen eine komplette Metamorphose durch. Innerhalb der Evolution gilt dieses Modell damit als überlegen. Einer der Vorteile ist, dass die Raupe ausschließlich frisst, der Falter sich ganz auf die Fortpflanzung konzentrieren kann und beide bei Nahrung und Lebensraum nicht miteinander konkurrieren. Muss mogblog aber alles noch genauer nachlesen.