Ackerhummel (Bombus pascuorum): Selbst für den Hobbyforscher leicht zu bestimmen
Für den Amateur-Entomologen ist es ein großes Glück, wenn er einmal an richtige Profis gerät. So geschehen bei der diesjährigen Kiezwoche am Kreuzberg, wo Anja Proske und Dr. Sophie Lokatis von der Deutschen Wildtier Stiftung kenntnisreich über Wildbienen vortrugen. 323 verschiedene Arten wurden bisher in Berlin entdeckt. Sie tragen so phantasievolle Namen wie "Fuchsrote Sandbiene", "Gelbbindige Furchenbiene", "Polierte Schmalbiene" und sind draußen in Wald und Wiese selbst von der promovierten Wildbienen-Wissenschaftlerin nicht immer zweifelsfrei zu bestimmen. Dazu müssen sie leider umgebracht und unter dem Mikroskop genauer betrachtet werden.
Das ist einerseits enttäuschend, tröstet andererseits aber auch wieder den Hobbyforscher, der mit einer sicheren Identifizierung trotz dickem Insektenbuch mächtig Mühe hat. Im Praxisteil führte Sophie noch vor, wie man mit schnellen, kräftigen Kescherbewegungen eine Biene fängt, in ein durchsichtiges Plastikgefäß expediert, umfänglich studiert und anschließend wieder fliegen lässt. Auf den schmalen, im Herbstlicht glänzenden Blumenrabatten im Möckernkiez tummelten sich erstaunlicherweise jede Menge davon. Löcherbiene! Mauerbiene! Seidenbiene! Natürlich erwacht da der Sammlertrieb. Und weil gerade per Post die neue Knipse angekommen war, machte sich der Autor selbst auf die Pirsch.
Und fand - eine Ackerhummel (Bombus pascuorum). Also eigentlich viele Ackerhummeln, sehr viele sogar, die alles umschwärmten, was nur irgendwie violett oder lila aussah. Witwenblume, Lavendel, Grasnelke, Wiesensalbei, Rainfarn-Phazelie. Überall Ackerhummeln. Sorgfältig kontrollierten die hellbraunen, pelzigen Wesen Blüte auf Blüte und schienen dabei innerhalb eines bestimmten Gebiets regelrecht zu patrouillieren. Ackerhummeln leben in Völkern von bis zu 150 Tieren zusammen. Sie fliegen bis tief in den Herbst hinein, ab August sind neben den Arbeiterinnen auch Drohnen und Jungköniginnen unterwegs. Tatsächlich fiel der Größenunterschied von kleineren und sehr viel größeren Hummeln auf.
Sammeltechnisch allerdings lässt sich mit Ackerhummeln wenig Staat machen: Hierzulande sind sie eine der häufigsten Hummelarten, zumal am Ende des Sommers, und auch in Gärten und Parks weit verbreitet. Aber wir sammeln ja gar nicht, wir jagen sie nicht auf der Suche nach seltenen Exemplaren mit dem Kescher, wir töten sie auch nicht, sondern schauen ihnen nur in aller Gemütsruhe beim Rumhummeln zu. Obschon der Hinweis nicht fehlen darf, dass in Sachen Wildbienen hier bereits Dunkle Erdhummel, Wiesenhummel und Frühlings-Pelzbiene porträtiert wurden. Es sind freundliche, liebenswerte Lebewesen. Schön, dass es sie gibt!