Objekte der Begierde

Veröffentlicht in: Kunst & Kultur | 0

Für 10 Pfennige hüpften die bunten Kaugummikugeln

Ziemlich abgeranzt an der Ecke Großbeeren- und Kreuzbergstraße. Foto: bm

Damals befand man sich noch auf Augenhöhe mit dem Objekt der Begierde, dem Automaten - und hatte oft die 10 Pfennige gar nicht in der Tasche, die man in freudiger Erwartung in den Schlitz hinter dem Drehknopf legen wollte. Besaß man aber den Groschen, dann wurde gedreht und aus dem mit einer Klappe bedeckten Schacht hüpften die bunten Kaugummikugeln heraus.

Später gab es mehr und das „Was“ stand auf dem transparenten Fenster des roten einarmigen Banditen zu lesen. Größere Kugeln zum Beispiel mit buntem Plastikspielzeug oder Perlenschmuck. Hatte man Glück und kurbelte sich die „Sechs Richtigen“, dann schwebte man im Himmel der Seligkeit. So etwas wie eine Wundertüte - aber das ist ein Thema für sich und die reiferen Jahrgänge.

Heute sehen die Objekte der damaligen Begierde ziemlich abgeranzt aus und für 10 Pfennige gibt´s auch nichts mehr. Ein Relikt aus dem vergangenen Jahrtausend hängt an der Wand - dort, wo man von der Großbeeren- in die Kreuzbergstraße abbiegt  - und erzählt seine Geschichten. Vier auf einen Streich, verkleidet mit einer schmucklosen, graffitibeschmierten weißen Platte.

Für 20 Cent kriegt die Jugend von heute einen "Center Shock" oder ein "Water Melon Gumball", für 50 Cent das "Sticky Spinnen-Netz" und für sage und schreibe einen Euro kann man sogar auf einen "Dinosaurier & Überraschungen" hoffen. Welche Überraschungen, bleibt für Geldeinwerfer oder Geldeinwerferin ein Geheimnis. Der Mechanismus selbst ist aber immer noch der gleiche: Knopf nach rechts durchdrehen. Einwurf – her mit den Geldstücken! Aber schön, dass sie noch da sind, diese wunderbaren Kaugummiautomaten!

Klickt man sich durchs Netz, findet man Zahlen. Laut Verband der Automaten-Fachaufsteller existieren in Deutschland noch zwischen 400.000 und 600.000 Kaugummiautomaten, davon gut zehn Prozent in Berlin - mit einem Jahresumsatz pro Automat zwischen 20 und 200 Euro. Da muss der Betreiber viele auffüllen, um davon leben zu können. Vor ein paar Jahren waren noch mehr am Straßenrand zu sehen, aber das Verhalten der Kinder und Jugendlichen verändert sich. Auch Vandalismus sorgt dafür, dass die possierlichen Kästen aus einer vergangenen Epoche immer weniger werden.