Zu Unrecht unbeliebt

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Nebelkrähe (Corvus cornix): Weil sie schwarz ist, gilt sie als Symbol für Unheil und Tod

Eine Nebelkrähe, hier einmal ganz ohne Nebel. Foto: ks

Krähen und ihre engen Verwandten, die Raben, sind ausgesprochen symbolische Vögel. »Die Krähen schrei’n / Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt«, dichtete der halb wahnsinnige Nietzsche. Edgar Allan Poe und Alfred Hitchcock haben sich von ihnen inspirieren lassen, und in Rilkes berühmtem Gedicht »Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr« kommen zwar keine Krähen vor, aber er hat sie wohl nur vergessen – denn Alleen mit Herbstlaub kann man sich gar nicht ohne Krähengeschrei vorstellen.

Krähen haben es schwer. Weil sie schwarz sind, werden sie gern mit dem Tod in Verbindung gebracht. Sie verschmähen weder Abfälle noch Aas, und ihr heiseres, raues Krächzen macht sie nicht eben beliebter. Spätestens hier muss erwähnt werden, dass es verschiedene Krähen gibt: Die Rabenkrähe ist komplett schwarz, die Saatkrähe schwarz mit einem hellen Schnabel und die Nebelkrähe hellgrau mit schwarzen Flügeln und einem schwarzem Kopf.

Nebelkrähen brüten vor allem östlich der Elbe, lieben Großstädte und sind im Widerspruch zu ihrem schlechten Image kluge und sehr soziale Vögel. Während sich anderswo die Männchen geckenhaft herausputzen oder mit wildem Getriller Eindruck schinden, beteiligt sich die männliche Krähe am Nestbau und zieht gemeinsam mit dem Weibchen die Jungen groß.

Eine Nebelkrähe würde sich übrigens nie wie ein Eichhörnchen an einen ausgestreckten Arm mit Nüssen heranschmeißen. Stattdessen stolziert sie damenhaft durch den Müll, guckt allenfalls etwas neugierig, und wenn das seltsame Wesen mit dem Teleobjektiv immer näher rückt, schwingt sie sich verächtlich auf einen Ast.

Generell beobachten Nebelkrähen die Dinge gerne mit einem gewissen Abstand von oben. Dann kreisen sie paarweise oder in großen Schwärmen am grauen Winterhimmel, kontrollieren sorgfältig, ob die Erde sich auch richtig dreht, und machen zufrieden »kra-kra«.