Erbsensuppe und Marmorkuchen im NHU
Draußen ist es kalt, es regnet, in den kahlen Ästen tobt der Wind. Der Rücken macht sich bei dem feuchten Wetter aber heftig bemerkbar, denkt man, und da ist es eine gute Idee, sich mit einem Seufzer erstmal hinzusetzen, die Beine auszustrecken und ein bisschen auszuruhen. Angenehm warm hier! Vorne gibt es einen Teller Erbsensuppe und sogar Marmorkuchen, wie man hört. Türkischen Tee und Kaffee außerdem. So eine heiße Tasse Kaffee mit Milch und Zucker, genau, das wäre prima!
So fühlt sich das Solicafé im Nachbarschaftshaus Urbanstraße (NHU) an, ein "Ort der Wärme und Begegnung", wie es offiziell heißt. Geöffnet hat es dienstags von 14 bis 17 Uhr, jeder kann hinkommen, der Lust dazu hat, der Zugang ist barrierefrei, auch für Rollstuhlfahrer. Auf der schönen Veranda des NHU sitzt man einfach eine Weile herum und denkt über die Welt nach, blättert in einem spannenden Buch, plaudert nett mit Nachbarn oder lernt fremde Leute kennen und bei Speisen und Getränken, erklärt Praktikantin Stella, "gibt jeder eben so viel, wie er möchte".
Das Solicafé gehört zum "Netzwerk der Wärme", mit dem Stadt und Bezirk etwas gegen Armut und Vereinsamung in diesem schwierigen Winter tun wollen, in dem alle ängstlich auf die Gasheizung und auf die Preise im Supermarkt starren. Und läuft es gut? Am Anfang musste sich das neue Angebot erst herumsprechen, aber jetzt, sagt Ayla vom Offenen Bereich, "wird es immer lebendiger". Tatsächlich ist der Raum an diesem Dienstag Mitte Dezember so gut wie voll. In der Kinderecke spielt eine junge Familie, an den Tischen sitzen ältere Herrschaften. Hinten in der Ecke werden Vorbereitungen zum Plätzchenbacken getroffen.
"Mir hat die ganze Zeit so etwas gefehlt", berichtet eine Seniorin. "Das Nachbarschaftshaus war lange zu!" Und sie lobt besonders den Erbseneintopf. Jede Woche wird eine andere Suppe angeboten, dazu Kuchen und diverse Snacks. Jetzt vor Weihnachten natürlich auch jede Menge Süßigkeiten und Schokoladen-Nikoläuse. Das Solicafé soll mindestens bis Ende Februar offen bleiben. Weitere Wärmeorte existieren im Mehrgenerationenhaus (MGH) in der Gneisenaustraße (mittwochs, 14-18 Uhr) und im Kreuzberger Stadtteilzentrum in der Lausitzerstraße (freitags, 10-13 Uhr). Im MGH wird außerdem freitags, 16-20 Uhr, gemeinsam gekocht und gegessen. Und natürlich sind Ayla und Stella immer auf der Suche nach Freiwilligen, die mithelfen, kochen, backen, zusammen mit ihnen hinter dem Tresen sitzen oder eine Idee haben zu einem kleinen kulturellen Begleitprogramm.
So. Kaffee getrunken. Genug gefragt, alles aufgeschrieben. Aber was duftet da hinten in der Ecke so verführerisch? Das sind ja frische Waffeln! Mmmh!