Reiherente (Aythya fuligula): Besonders das Männchen schaut niedlich aus
Es gab Anfragen, ja geradezu Beschwerden. "Da schreiben Sie in Ihrem Blog wortreich über Schwäne und Blässhühner am Urbanhafen", beklagt sich eine Leserin. "Nichts gegen Schwäne und Blässhühner, aber wo bleiben die Reiherenten? Die gucken so keck und so frech, vor allem die Männchen, und von allen Wasservögeln dort sind sie mit Abstand am hübschesten!" Ja nun, dieser Standpunkt hat etwas für sich, deshalb holen wir das Versäumte gerne nach und geloben Besserung.
Im Winter sind sie am Landwehrkanal nicht zu übersehen - die auffällig gefärbten Männchen mit ihren schneeweißen Flanken und den gelben Augen, dazwischen die etwas unscheinbareren bräunlich-grauen Weibchen. Ihren Namen verdanken sie dem markanten schwarzen Schopf am Hinterkopf, der von fern an einen Reiher erinnert. "Da hat sich der liebe Gott schon was Lustiges einfallen lassen", sagt der Ornithologe und Ex-Stadtnatur-Ranger Toni Becker. Und er hat recht: Zusammen mit dem typischen Entenschnabel schaut das ausgesprochen niedlich aus.
Denn die Reiherente ist kein Huhn und auch keine Ralle, sondern eine wirkliche Ente. Und zwar gehört sie nicht zu den Schwimmenten, die bestenfalls den Hintern in die Höhe recken und ein bisschen herumgründeln, sondern zu den klassischen Tauchenten: "Die können richtig aus dem Wasser springen und lange, lange wegtauchen." Sogar bis zu 20 Meter tief. Sie ernähren sich vor allem von der aus Asien nach Europa verschleppten Dreikantmuschel. "Von solchen menschlichen Einflüssen profitieren viele Tiere", erklärt Becker, "denen geht es gut in der Stadt und sie sollten auf gar keinen Fall gefüttert werden."
Auf den Berliner Gewässern erscheinen Reiherenten als Wintergäste: "Sie kennen den Menschen nicht, sind anfangs scheu und freuen sich über die Muscheln." Daneben, vermuten Fachleute, existiert möglicherweise aber noch eine zweite, sehr viel kleinere Population, die in der Hauptstadt brütet und irgendwann aus dem Zoo entwischt sein könnte. So wurde 2015 einmal von einem einzigen Brutpaar am Urbanhafen berichtet. Auch an der Fischerinsel wird hin und wieder eine Reiherente mit kleinen Küken entdeckt. Becker: "Wer eine sieht, darf sich glücklich schätzen und sollte das auch gleich beim Naturschutz melden."