Tschaikowski und Strauss

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Am Samstag, 25. Februar, spielt Musethica im Kiezraum

Zu "Klassik im Kiez" kamen im November mehr als 70 Besucher in den Kiezraum auf dem Dragonerareal. Foto: bm

Freunden klassischer Musik in Kreuzberg ist der Name "Musethica" längst ein Begriff. Schon seit Jahren gastiert das Kammermusik-Ensemble regelmäßig in wechselnder Besetzung zu "Bar-Konzerten" im Yorckschlösschen. Ausgerechnet im Yorckschlösschen, wo sonst eher gepfefferter Jazz und Blues zu hören ist! Bei der Kiezwoche 2022 spielten sie zur Eröffnung und inzwischen ist die Gruppe ein willkommener Gast im selbstverwalteten Kiezraum auf dem Dragonerareal geworden. Das hat natürlich damit zu tun, dass Musethica-Gründer Avri Levitan nur ein paar Häuser weiter wohnt, aber es liegt auch am musikalisch-sozialen Konzept des Vereins.

Musethica beschreibt sich selbst zunächst als Ausbildungsmethode: Begabte junge Musiker bekommen unter kundiger Anleitung von Tutoren die Gelegenheit zu ungewöhnlich vielen Konzerten. Bei der üblichen Ausbildung, heißt es, werde das möglichst häufige Spielen vor Publikum oft übersehen. Diese Konzerte aber finden zum großen Teil in sozialen und pädagogischen Einrichtungen statt und sind immer kostenlos. Damit holt Musethica die als besonders elitär verschriene Kammermusik aus dem klassischen Elfenbeinturm heraus und trägt sie zu Geflüchteten, Obdachlosen, Gefangenen, in Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser.

Brigitte Miesen vom "Kiezbündnis am Kreuzberg" erinnert sich, wie der Kontakt zustande kam:

Vor ein paar Jahren auf ein Bier ins Yorckschlösschen und dann das: Klassische Klänge aus der renommierten Jazz-Kneipe! Junge Menschen voller Enthusiasmus spielten begeistert für das Publikum. Woher kamen sie, was machten sie hier? Alles recht einfach – der künstlerische Leiter und Mitbegründer des Vereins Musethica e.V. - Avri Levitan - wohnt um die Ecke, also mitten in unserem Kiez. Er ist ein international anerkannter Bratschist und gibt Studierenden mehrmals im Jahr die Möglichkeit, in sozialen Einrichtungen Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten Klassik nahezubringen. Für alle eine echte Win-Win-Situation!

Gesagt, getan - Kontakt aufgenommen, da dieses Konzept wunderbar in unsere Kiezwoche passte. Das Kiezbündnis am Kreuzberg hingerissen von der Kammermusik, Avri ergriffen von der Akustik im Kiezraum. Das kleine Eröffnungskonzert kam so positiv an, dass einen Monat später ein weiteres dem Kiezpublikum angeboten wurde. Im November dann das Dritte mit über siebzig Besuchern – "Klassik im Kiez" war geboren. Und ernsthaft - die Begeisterung vom anpackenden Wesen der Projektleiterin Alexa Stümpke, die alle Musethica-Auftritte stemmt, lässt uns gemeinsam in 2023 mindestens vier Konzerte organisieren. Wenn die Töne von Komponisten wie Mozart oder Tschaikowski durch die Halle des ehemaligen Marstalls fliegen, entsteht Gänsehautgefühl!

Bei der Tour im Februar gastiert Musethica unter anderem in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Neukölln, in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin-Mitte und in der Vivantes Psychiatrie in Kaulsdorf. Am Dienstag, 21. Februar, um 20 Uhr spielen sie im Yorckschlösschen und am Samstag, 25. Februar, um 19:30 Uhr im Kiezraum. Besetzung: Mailis Bonnefous (Violine), Johannes Brzoska (Violine), Miguel Erlich (Viola), Armando Yague (Viola), Clara Lindenbaum (Cello), Konstanze von Gutzeit (Cello). Auf dem Programm stehen das Streichsextett d-Moll, op. 70 "Souvenir de Florence", von Piotr Iljitsch Tschaikowski und das Streichsextett aus der Oper "Capriccio", op. 85, von Richard Strauss. Achtung, ziemlich schwerer Stoff!