Drei Expertinnen testen die Kreuzberger Bezirksschokolade
Dieses kleine Blog ist viel zu bescheiden, um Attribute wie "überparteilich" oder "unabhängig" für sich zu beanspruchen. Einen eigenen Standpunkt haben wir aber schon und im Unterschied zu manch anderen Medien nehmen wir auch kein Geld von politischen Parteien. Allerdings hat mogblog, leider, leider, doch eine schwache Stelle: Schokolade. Wer mit Schokolade lockt, hat gute Chancen auf das Wohlwollen der Redaktion. Wir müssen zugeben: Wir sind bestechlich!
Nun hat Friedrichshain-Kreuzberg neuerdings eine Bezirksschokolade und Pressesprecherin Sara Lühmann schickte freundlicherweise zwei Tafeln zum Probieren. Deshalb fällt die an dieser Stelle sonst gern und umfänglich geübte Kritik an der Behörde jetzt für eine Weile aus. Nein, mogblog mäkelt nicht (wie Michael Heihsel, FDP), dass Kreuzberg zwar "die Schulen nicht saniert bekommt", aber dafür jetzt eine eigene Schokolade besitzt. Wir freuen uns stattdessen, dass endlich ein hochwertiges, repräsentatives Produkt aus fairem Handel für Gastgeschenke zur Verfügung steht!
Die Kreuzberg-Schokolade "Berliner Bohne" gibt es in den Geschmacksrichtungen Vollmilch und Zartbitter. Grundlage ist die Bio-Aktionsschokolade von GEPA (hier und hier). Erhältlich ist sie für 2,49 Euro im Onlineshop des Supermarché und im Weltladen am Lausitzer Platz. Die aufwändige Verpackung schmücken zwei Bilder von Jugendlichen aus der nicaraguanischen Partnerstadt San Rafael del Sur. Auf der Innenseite wird ausführlich über die Städtepartnerschaft informiert - Rohrzucker, Kakao und Vanille stammen aber nicht aus Nicaragua, sondern aus Paraguay, Bolivien, Sao Tomé und der Dominikanischen Republik, die Milch aus dem Berchtesgadener Land. "Berliner Bohne" ist übrigens eine hauptstadtweite Initiative, Tempelhof-Schöneberg scheint sogar ein paar Tage schneller gewesen zu sein.
Aber wie schmeckt sie nun, die faire Kreuzberger Schokolade? Mogblog hat extra drei Expertinnen engagiert:
Martina hat als hauptberufliche Kaffeerösterin viel Geschmack, für sie liegt die Vollmilch-Version knapp vorn: "Erstmal finde ich es schön, wenn man sie durchbricht, dass das eine homogene Fläche ist, dass es keine großen Einschlüsse gibt. Wenn man die Vollmilch abbeißt, ist es ein angenehmes Mundgefühl. Man hat einfach was. Die Zartbitter finde ich ein bisschen bröckliger, sie ist einfach herber und von der Konsistenz her nicht so homogen. Aber mir haben beide sehr gut geschmeckt. Ich finde es gut, dass sie GEPA-zertifiziert sind, ein Fairtrade-Siegel haben, und da bin ich auch gerne bereit, mehr zu bezahlen, weil man einfach weiß, dass damit entsprechende Projekte verfolgt werden, weilche die ganze Welt ein bisschen besser machen."
Charly ist Lebensmittelspezialistin und kocht professionell: "Man geht über die Sinne, das heißt, man fängt mit der Optik an. Gefällt mir das Produkt? Dann setzt man den Geruchssinn ein und schnuppert. Mir fällt auf, dass besonders die dunkle Schokolade einen sehr schönen, intensiven Kakaogeruch mit einem leichten Raucharoma hat. Dann bricht man sie und hört auf den Knack oder man beißt rein. Dann kann man sich natürlich das Ding auf der Zunge zergehen lassen und hat diesen ganzen Schokoladengeschmack im Mund und wenn man runtergeschluckt hat, nochmal den Nachgeschmack. Mein Fazit: Mir schmeckt die schwarze sehr viel besser, das ist wirklich eine Schokolade für abends, wenn ich es mir gemütlich mache und mir was Gutes gönne."
Marie ist schokoladesüchtig oder schokoladekrank, wie sie meint: "Bei einer guten Vollmilchschokolade möchte ich, dass sie in meinem Mund zu schmelzen anfängt und sich homogenisiert. Das passiert hier nicht, ich habe immer noch einzelne Stücke im Mund. Das gleiche beim Geschmack, es muss zum Schluss diese Hochzeit geben zwischen diesem Cremigen und dann ein Hauch von Bitterkeit und dann zerfällt das und du sagst: Aahhh! Das Leben ist schön! Das passiert hier nicht. Aber die Halbbittter ist gar nicht so schlecht, ich bin angenehm überrascht. Den Abgang finde ich interessant. Dieser Kakao, der bleibt immer stehen, du hast keine Bitterkeit wie manchmal bei billiger Kakao-Schokolade, er ist fein und er ist harmonischer als bei der Vollmilchschokolade."
Das gemeinsame Urteil: Zwar kein absolutes Spitzenprodukt (das ist bei dem Preis auch nicht zu erwarten), aber für 2,49 Euro eine ziemlich leckere Angelegenheit - nicht nur ein hübsches Give-away, sondern auch schokoladetechnisch durchaus empfehlenswert. Das Fairtrade-Siegel stieß auf große Sympathie.