Buntes Kreuzberg: Weiß

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Erinnerungen an die Schlacht um Berlin am Halleschen Tor

Foto: ks

Beim ersten Besuch in Berlin lag der Schnee 30 Zentimeter hoch. Während einer der zahllosen Touren durch die Stadt blieb Freund Götz plötzlich stehen und sagte: "Hier wurde übrigens Benno Ohnesorg erschossen!" Zuvor der Horrortrip durch die Zone, Zwangsumtausch, bröckelnde Häuser im Prenzlauer Berg: Berlin war ein Ort, wo Geschichte nicht nur stattgefunden hatte, sondern wo sie nach wie vor sichtbar war. Kein Vergleich mit dem wohlhabenden, aufgeräumten Baden-Württemberg, dort wurden die Fassaden alle paar Jahre frisch renoviert.

Jahrzehnte später ist der Zweite Weltkrieg sehr lange her. Keiner lebt mehr, der von ihm erzählen könnte. Sedimente lagern sich ab und türmen sich über andere Sedimente. Wiedervereinigung. Und längst werden neue Kriege geführt, mit anderen Tätern und anderen Opfern: Russland greift die Ukraine an. Israel. Da steht man vor den Einschlägen am Halleschen Tor - wohl vom 26. April 1945, als Tschuikows 8. Gardearmee zum Landwehrkanal drängte - und denkt sich plötzlich: "Typisch Berliner Schlamperei! Ist jetzt fast 80 Jahre her! Hätte man längst mal erneuern können!"