Licht in der Dunkelheit

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Erste Chanukka-Kerze am Fraenkelufer angezündet

Die Chanukkia vor der jüdischen Synagoge am Fraenkelufer. Foto: ks

Vor der Synagoge am Fraenkelufer wurde am Sonntag die erste Chanukka-Kerze entzündet. Das jüdische Lichterfest dauert acht Tage und erinnert an die Befreiung aus griechischer Herrschaft und die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels im Jahr 164 v. Chr. (nach jüdischer Zeitrechnung im Jahr 3597) in Jerusalem. Jeden Tag brennt in dem neunarmigen Leuchter eine Kerze mehr, in der Mitte steht der sogenannte "Diener", der zum Anzünden der anderen Kerzen verwendet wird.

Das Lichterfest richtet sich nach dem Mond und fängt am 25. Tag des Monats Kislev an, weshalb der Termin im gregorianischen Kalender wechselt. Dieses Jahr fällt er mit dem 1. Adventssonntag zusammen, so das Christen und Juden gleichzeitig ihre erste Kerze entzünden konnten. Allerdings haben erstere nur vier und müssen länger warten. Eigentlich hat Chanukka aber mit Weihnachten nichts zu tun.

In Berlin stehen mehr als 25 Chanukka-Leuchter an öffentlichen Orten, ein besonders großer am Brandenburger Tor. Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal erinnerte daran, dass der Pariser Platz während des Nationalsozialismus ein Ort des "Hasses und der Tyrannei" gewesen ist. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) versprach am Sonntag: "Jüdisches Leben ist fester Bestandteil unserer Stadt und wir alle sind aufgefordert, dafür zu sorgen, dass es ohne Angst gelebt werden kann." Tatsächlich häufen sich auch in Berlin die antisemitischen Zwischenfälle.

Am Fraenkelufer waren am Sonntagabend fast 200 Menschen zusammengekommen. Parallel zu einem Gottesdienst gab es ein umfangreiches  Kinderprogramm, schließlich wurde mit rituellen Segenssprüchen und Gesängen die erste Kerze angezündet. Chanukka scheint - bei aller gebotenen Ernsthaftigheit - auch ein sehr heiteres Fest zu sein. In Öl gebackene Krapfen (Sufganiyot), die ein bisschen an Berliner erinnern, wurden gereicht, und als dann die jiddische Musikgruppe "Shtetl" aus Neukölln zum Akkordeon griff, wurde sogar getanzt. Draußen spiegelten sich die Lichter der Häuser am Planufer im Landwehrkanal, die Polizei hatte die Straße mit zwei Streifenwagen abgesperrt.

Update 09.12.2021: Laut Tagesspiegel wurden in Berlin mehrere Chanukka-Leuchter beschädigt.