... unterwegs im Park am Gleisdreieck. Eine Bildergeschichte
An die 15 Teilnehmer waren gekommen. Die "AG Barrierefreiheit" im Möckernkiez hatte im Rahmen der Kiezwoche am Kreuzberg am 1. September zu einem Rundgang eingeladen, einer Expedition der ganz besonderen Art. Der wohlvertraute Park am Gleisdreieck einmal betrachtet mit den Augen von Rollstuhlfahrern oder schlicht von älteren Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß und zum Beispiel auf einen Rollator angewiesen sind. Es ging dabei um Hindernisse und unterschiedliche Geschwindigkeiten. "Es ist ein Park der Hochgeschwindigkeit", warnte Karl Bubenheimer von der AG schon im Vorfeld. "Wer in die Nähe von Fahrradfahrern kommt, der ist kaum seines Lebens sicher."
Eine Bildergeschichte. Sie beginnt oben im Norden beim Kletterspielplatz an der Möckernstraße. Um die Kinder vor Gefahren zu schützen, ist er mit einem Holzzaun umgeben. Und damit sie bei einem Absturz nicht übel mit dem Kopf aufschlagen, besteht der Boden aus Holzschnitzeln. Was gut gemeint sein mag, hat für Rollstuhlfahrer böse Folgen: Schon die Kante am Kopfsteinpflaster ist ein Problem, die Holzschnitzel selbst erweisen sich beim Test als praktisch unbefahrbar. Warum wurden sie nicht nur unter den Klettergeräten ausgestreut, sondern überall? Wenn die Enkel drinnen spielen, können Oma und Opa im Rollstuhl nicht mit dabei sein.
"Man hängt dann immer draußen rum", berichtet eine Teilnehmerin traurig. Bubenheimer wird etwas deutlicher: "Für Rollstuhlfahrer ist der Spielplatz ungeeignet. Er ist nicht barrierefrei!" Und was für Eltern oder Großeltern mit Einschränkungen gilt, betrifft natürlich auch die Kinder selbst. "Auch die Spielgeräte sind nicht barrierefrei. Kein einziges kann von einem Kind im Rollstuhl benutzt werden!"
Ein weiteres Ärgernis für Rollstuhlfahrer ist die lange Ladestraße vom Tempelhofer Ufer aus zum Tor Eins. Mit ihrem abgeschliffenen Pflaster ein durchaus machbarer Weg in den Park - auch für Menschen mit einer Gehbehinderung. Aber ausgerechnet auf den letzten 50 Metern tritt plötzlich wieder das grobe historische Kopfsteinpflaster unverändert zu Tage. Eine echte Barriere. Kommentare in der Runde: "Fürchterlich lästig! Komplett unnötig! Ein Schildbürgerstreich!"
Bleibt noch der Interkulturelle Garten Rosenduft, der für traumatisierte Frauen aus Bosnien-Herzegowina geschaffen und 2008 an das Südende des Parks an den Yorckbrücken verlegt wurde. Am Eingang Pflaster mit einer klaren Kante, die den Fußgänger gar nicht interessiert, dem Rollstuhlfahrer aber Respekt abverlangt. Dahinter ein schmaler, stark abfallender, unbefestigter Weg. "Rein kommt man schon, aber raus nicht mehr", witzeln Teilnehmer. Aber auch das Reinkommen ist ein Problem. Wieder der Test: Rollator geht, Dreirad geht auch. Der Rollstuhl ohne Elektroantrieb sollte der Sicherheit wegen von einem Helfer gehalten werden, selbst die Frau im hochmotorisierten E-Rollstuhl wagt sich nur vorsichtig im Rückwärtsgang das Gefälle hinab.
Und raus geht es dann wirklich nicht mehr. Keine Chance für den Rollstuhl ohne E-Unterstützung, auch das Dreirad streikt jetzt: Seine Hinterräder drehen in dem weichen Boden schlicht und einfach durch. Ohne tatkräftige fremde Hilfe bleibt der Interkulturelle Garten Rosenduft für viele Menschen mit Gehbehinderung unzugänglich.