Napoli imbattibile

Veröffentlicht in: Essen & Trinken, Reportage | 0

Wie Masaniello das "True Italian Pizza Street Festival" gewann

Großes Pizza-Essen im Park am Gleisdreick. Foto: ks

Nein, das war keine gute Idee. mogblog fiel auf einen Artikel in der Berliner Zeitung herein, der für ein "Pizza Street Festival" am Wochenende im Park am Gleisdreieck warb. Dort sollten die zehn besten Pizzabäcker Berlins miteinander konkurrieren, hieß es, unter Schirmherrschaft der Stadt Neapel, wo angeblich zehn Tage lang gegessen wird. Nun ist Neapel bekanntlich der Geburtsort der Pizza oder zumindest die Messlatte dafür, Freund Stefan war kürzlich dort. Kleine Radtour zum Gleisdreieck, leckere Pizza probieren, das fühlte sich gut an. Aber - Spoiler! - es hat nicht funktioniert.

Lange Schlange am Eingang zur Eventlocation Jules B-Part, die aber rasch zusammenschmilzt, extra drei Euro Eintritt abgedrückt. Innen drin ziemliches Durcheinander. Eher so ein Fun-Festival für Partypeople, denkt man. Bei zwei Anbietern ist abends um halb sieben der Vorrat schon aufgebraucht, stellt sich nach einer Weile heraus. Vegan mögen wir erst mal nicht. Die kürzeste Schlange vor Mangiare Berlin aus Moabit. "Das wird die schlechteste Pizza sein", witzelt einer. Egal. Dauert auch so noch deutlich länger als eine Viertelstunde.

Triumphierend bugsieren wir unsere frittierte Pizza Margherita durch die Menge. Kampf um einen freien Tisch, um einen freien Tisch im Schatten, um einen freien Tisch im Schatten ohne unmittelbare Musikbeschallung, bei dem jedoch zunächst der Müll der Vorgänger auf die Seite geschafft werden muss. Und dann der Test:

Marie: Mir schmeckt das nicht. Ich kenne mich aus mit frittiertem Teig, der ist zwar knusprig, aber nicht geschmeidig genug. Und er ist gummiartig! Mozzarella und Tomatensauce sind soweit okay. Aber bei den Tomaten haben sie einfach eine Büchse aufgemacht, ein wenig gesalzen und drauf!

Mangiare Berlin: Pizza Margherita. Foto: ks

Stefan: Diese Pizza passt sich dem unterirdischen Niveau dieser Veranstaltung an. Das ist die billigste Machart, einen wie auch immer gearteten Hefeteig vorzubacken, so dass er überhaupt keine Flüssigkeit mehr hat, extrem zäh, dann rauszubacken und einfach Tomaten draufzuschmieren und Mozzarella. Das hat Null Komma Null mit den Pizzen in Neapel zu tun.

Cornelia: Bei einem Hühnchen würde man sagen: Gummiadler! Der Teig sehr zäh, außen cross gebacken, aber innen drin ganz weich. Ja und die Tomatensauce und Basilikum, das kann ich auch. Da öffne ich die Dose und fertig.

Klaus: Das ist nur ein Häppchen, viel zu klein für eine richtige Pizza, acht Euro sind dafür echt happig. Und ja, finde ich auch, der Teig schmeckt so ähnlich wie Kaugummi.

Nicht unbedingt motivierend für eine Fortsetzung des Experiments, wie man sich vorstellen kann. Ursprüngliche Idee war gewesen, mindestens vier Pizzen auszuprobieren. Das erweist sich als undurchführbar. Laut wummern italienische Gassenhauer im Techno-Verschnitt aus diversen Lautsprechern. Es ist staubig, hässlich, heiß. Kein Baum, kein Strauch. Über das Gelände mäandrieren unklare Schlangen, Wartezeit laut Nachfrage gefühlt mindestens eine Dreiviertelstunde. Nicht zu machen. Und irgendwann sagt einer: "Eigentlich möchte ich hier am liebsten weg!"

Also 20 Euro versenkt und immer noch hungrig. Als Alternative empfiehlt sich das Masaniello in der Hasenheide, das immerhin ein Zertifikat für die originale neapolitanische Holzofenpizza besitzt. Eine kluge Entscheidung. Wir ergattern mit viel Glück den letzten freien Tisch. Und dann:

Ristorante Masaniello: Pizza Contadina. Foto: ks

Pizza Verace Rossa (Büffelmozzarella, Olivenöl extra Vergine und frisches Basilikum): Ich fand die gut. Das war nicht die Super-Extra-Pizza, ich habe schon bessere gegessen, aber sie hatte Geschmack. Die Tomatensauce war sehr gut, der Teig war dünn. Aber ich hätte, ehrlich gesagt, den Mozzarella nicht mit der Pizza mitgebacken. Wenn man ein Stück Büffelmozzarella erst nachher drauflegt, schmeckt das besser, dann hast du diesen Kontrast zwischen der heißen Pizza und dem frischen Käse. Deshalb würde ich von zehn Punkten nur sieben geben.

Pizza Contadina (Auberginen, Paprika, Zucchini, Champignons und Artischocken): Durchschnittlich. Der Teig hatte nicht sonderlich viel Geschmack, das Mehl hatte keine italienische Qualität. Das hat nichts mit dem zu tun, was du in Neapel kriegst. Ich kann dazu nicht viel sagen und gebe sechs Punkte.

Ristorante Masaniello: Pizza Sorrentina. Foto: ks

Pizza Tonno (Thunfischstückchen und Zwiebeln): Es schmeckt sehr mild. Die Tomatensauce könnte etwas kräftiger sein vom Geschmack her und den Teig fand ich jetzt auch nicht so den Hit. Sechseinhalb bis sieben Punkte.

Pizza Sorrentina (Parmaschinken, Rucola und Parmesansplitter): Ich fand meine gut und vergebe acht Punkte. Einfach eine wirklich leckere Pizza. Und das Beste ist natürlich noch dieses zusätzlich gereichte Olivenöl mit Chili, das reißt sowieso alles raus und ist alleine einen halben oder einen ganzen Punkt wert. Im Vergleich zu dem Trubel vorhin ist es übrigens angenehm, hier im Schatten zu sitzen und in aller Ruhe ein Warsteiner zu trinken!

Nun sind die mogblog-RestauranttesterInnen bekanntermaßen extrem kritisch und wer vor Ort auf den Geschmack gekommen ist, findet die original neapolitanische Pizza wohl ohnehin unschlagbar. Trotzdem kann es keinen Zweifel geben: Das Ristorante Masianello in der Hasenheide hat das "True Italian Pizza Street Festival" locker gewonnen - obwohl es offiziell gar nicht teilnahm. Wir gratulieren!

Kontakt: Masaniello