Die Temperaturen sinken, mancher schielt schon verstohlen zur Heizung und denkt wehmütig an den heißen Sommer zurück. Dicke Pullover, Wintermantel, Wolldecken - ach herrje. Da wünscht man sich vielleicht ganz woanders hin. Wo könnte das sein? Wo ist der Ort der ersten Liebe, des schönsten Urlaubs, den es vielleicht gar nicht gibt? Viele Fragen und vier Antworten.
Strand und Delfine
»Gerade im Winter, wenn es so richtig kalt ist, mein Laden auch nicht warm wird, sehne ich mich nach Florida. In der Sonne am Strand laufen und die Delfine beobachten! Ich mag die Wärme dort. Manchmal beame ich mich richtiggehend weg. Ich stelle mir dann vor, dass ich extra früh aufgestanden bin und ganz alleine losgegangen, ohne Mann und Kind. Ich genieße die Ruhe um mich herum. Das gibt mir immer viel Kraft.«
Tutu, 60, ist Pop-Art-Künstlerin. In der Mittenwalder Straße 16 hat sie ihren Atelierladen »Tutus Welt«.
Häuschen am Meer
»Ich will einmal ein kleines Haus in Italien haben und dazu einen Garten und alles selber machen. Am liebsten in Rosolina Mare, das ist bei Chioggia, nicht weit von Venedig. Dort habe ich früher sehr oft meine Ferien verbracht. Ich war bestimmt schon 20 Mal in Italien, weil mein Onkel Italiener ist. Das Häuschen liegt natürlich direkt am Meer. Ich will eigenes Gemüse anpflanzen und wegen mir auch Hühner haben, sollen die doch dort herumlaufen! Hier in Berlin hat man immer Stress, aber dort kannst du machen, was du willst!«
Sarah Ehrenberg, 31, steht im »Backbord« hinterm Tresen.
Endlose Landschaft
»Ich möchte am liebsten in die Mongolei. Mein Traum ist, dort ein Pferd zu kaufen und mit Schlafsack und Zelt loszuziehen. Den meisten kommt es vielleicht langweilig vor, aber ich finde die endlose Landschaft dort verdammt schön. Mir gefallen die Berge, die Seen und dass Pferde so wichtig sind. Die Hauptstadt ist bestimmt total versmogt. Furchtbar. Aber auf dem Land wohnen wenig Menschen, dort werde ich sehr allein sein. Vielleicht sollte ich einen Reiseführer haben, wegen der Kommunikation. Wie das als Frau geht, muss ich ausprobieren. Vielleicht brauche ich ja einen gefakten Ehering (lacht). Aber davon träume ich: Auf dem Pferd in die unendliche Weite und dann mal sehen, was passiert!«
Simone Tappert, 36, kommt aus Wien und promoviert derzeit in Berlin über das Thema »Nachbarschaft«
Nur zwei Länder
»Ich bin in Palästina geboren und 1969 nach Deutschland gekommen, um Elektrotechnik zu studieren. Für mich zählen nur diese zwei Länder, um darin zu leben. In Deutschland lebe ich, Palästina darf ich, seitdem ich den deutschen Pass habe, besuchen. In Palästina bin ich aufgewachsen. Ich liebe das Klima dort, die Natur, die Einfachheit und die Herzlichkeit der Menschen. In Deutschland bin ich erwachsen geworden. Ich habe hier eine Familie mit meiner Frau und fünf Kindern, die sind alle hier. Die Gesellschaft bietet mir hier alles, was nur möglich ist. Das Leben ist sicherer, ruhiger, leichter – nur die Herzlichkeit fehlt manches Mal. Ganz besonders mag ich Berlin. Dass sämtliche Kulturen der Welt hier vereint sind, besonders in Kreuzberg, ist ein Gut von unschätzbarem Wert.«
Hatem Abbushi, 71, ist Diplom-Ingenieur Elektrotechnik.
Fotos: ks