Von Knippenbergs Käsestand direkt ins Paradies
Firmenchef Ivo Knippenberg hat fast jeden Tag einen anderen Lieblingskäse. Heute schwärmt er vom Wrångebäck, einem schwedischen Hartkäse vom Westufer des Vättern-Sees, der nach einem Rezept von 1889 hergestellt wird. »Der hat eine Creme, dass das im Mund zum Orgasmus wird«, sagt er begeistert. »Das ist richtig geiler Stoff!«
Wer glaubt, die rechteckigen Plastikpäckchen, die in den Regalen der Discounter liegen, hätten etwas mit Käse zu tun, sollte dem Knippenberg-Stand in der Marheineke-Markthalle einen Besuch abstatten. »Käse muss immer gut sein«, philosophiert Knippenberg. »Aber manchmal öffnet er einen bestimmten Kanal. Du legst ihn auf die Zunge und er verschmilzt. Das sind Momente …«
Der 47-Jährige hat vor Jahrzehnten mit dem Markthandel angefangen. Noch heute konzentriert er sich mit seinen rund 25 Beschäftigten auf Wochenmärkte: »Das ist Abenteuer. Da ist jeder Tag anders.« An der Markthalle schätzt er die vielen Kunden: »Wir haben ja nur ein Produkt. Wo finden Sie sonst so viele Fachgeschäfte?« Im Vergleich zum Discounter ist Knippenbergs Käse natürlich teuer, ziemlich teuer sogar. Aber ganz umsonst ist das Paradies eben nicht zu haben.
Dann erzählt der Firmenchef vom L‘Etivaz Alpage – wohl einem der besten Käse der Welt. Er stammt aus den Waadtländer Alpen, hergestellt wird er im Kupferkessel über offenem Feuer, im Sommer, auf über 1000 Metern Höhe: »Das sind ganz einfache Hütten, da gibt es nur eine Holzbank, keine Couch, und geschlafen wird auf einem Matratzenlager.« Wenn alles gut geht, bekommt der Käse aus der Schweiz zunächst gar kein Plastik zu sehen. Nach langer Reise liegt der gelbe Laib in der Markthalle und darf probiert werden. Während er im Mund sein würziges Aroma entfaltet, denkt man: So ein richtig guter Käse ist ein bisschen wie der erste Kuss: Man vergisst ihn nie.