Obdachlose am U-Bahnhof Moritzplatz dürfen hoffen
Es ist ein Ort ohne Würde. Nackter Beton, an den Wänden kahle Fliesen. Fünf Obdachlose liegen zusammengekauert in ihren Schlafsäcken, umgeben von Abfällen. Immer wieder laufen achtlos Touristen vorbei. Es ist saukalt: Durch das Zwischengeschoß im U-Bahnhof Moritzplatz pfeift eisig der Wind.
»Ich finde das schwierig«, sagt Ulrich Neugebauer von der Kältehilfe der Stadtmission. »Es ist keine gute Unterbringungsmöglichkeit.« Der U-Bahnhof tauge nicht als Notunterkunft, findet auch Markus Falkner von der BVG – »allenfalls als allerletzte Zuflucht vor dem Erfrieren«,
Ende November hatte die Senatsverwaltung für Soziales versprochen, »innerhalb weniger Wochen« beheizte Wärme- und Wartehallen am U-Bahnhof Moritzplatz und Lichtenberg aufzustellen. Großspurig war schon von einem »Modellprojekt« die Rede. Neun Wochen später ist davon noch nichts zu sehen. Inzwischen ist am Moritzplatz ein Mann gestorben – wenn auch wohl nicht an der Kälte.
Nun soll in den letzten Januartagen endlich der versprochene Wärme-Container aufgebaut werden. Mit Heizung, heißem Tee und Betreuung während der Nachtstunden. Warum das so lange gedauert hat, kann niemand erklären.
Von 1.200 Übernachtungsplätzen sind derzeit noch 200 frei
Wenn der Container erst einmal steht, sollen die Wohnungslosen laut Neugebauer ermutigt werden, den unwirtlichen, kalten Bahnhof zu verlassen – der dann nachts auch wieder geschlossen werden kann.
In Berlin gibt es insgesamt 1.200 Übernachtungsplätze für Menschen ohne Obdach, davon sind derzeit trotz der tiefen Temperaturen rund 200 frei. Sowohl von der Stadtmission als auch vom DRK sind Kältebusse unterwegs, um in Not geratene Obdachlose aufzulesen.
In den vergangenen Tagen wurden im Volkspark Humboldthain und im ehemaligen Spaßbad »Blub« in Neukölln jeweils ein toter Obdachloser aufgefunden. Möglicherweise handelt es sich um die ersten Kältetoten dieses Winters in Berlin – eine Bestätigung der Polizei steht noch aus.