Im Moment keine Wasserspiele am Marheinekeplatz
Manchmal bemerkt man erst, wie schön und nützlich etwas gewesen ist, wenn es nicht mehr existiert. So geht es dem Autor derzeit mit dem Wasser auf dem Marheinekeplatz. Bei der Umgestaltung des Platzes Ende der 1980er Jahre wurde von dem Bildhauer Paul Pfarr dort der sogenannte "Fünf-Wasser-Tiegel" geschaffen. Über die künstlerische Gestaltung des Brunnens mag man streiten - und mit hässlichen Graffiti verunstaltet ist er ohnehin.
Trotzdem war die ausgedehnte Brunnenanlage ein ausgesprochener Glücksgriff. Wasser ist nicht nur bei 30 Grad im Schatten eine spannende Sache. Es spritzt aus den Tiegeln, prallt weiß-schäumend am Boden auf, sprudelt durch eine langgestreckte Rinne, um schließlich ruhig in einem kreisförmigen Becken zu enden. Ja, das ist meistens ziemlich dreckig und könnte öfter sauber gemacht werden. Früher stand da übrigens mal ein hübscher Pflanzkübel drauf.
Aber fast mehr noch als auf dem Spielplatz und dem zunehmend verwahrlosenden östlichen Teil des Marheinekeplatzes ist ein sehr lebendiger Ort der Begegnung entstanden. Anwohner können den neuesten Kiez-Tratsch austauschen, Touristen auf den Granit-Elementen herumlümmeln und ihre Pizza verspeisen, Kinder Staudämme bauen, Schiffchen schwimmen lassen oder sich einfach nur mit großem Hallo gegenseitig nass spritzen. Pfarr wollte mit dem Brunnen die Doppeldeutigkeit des Wortes "Gießen" inszenieren: Einerseits ergießt sich Wasser, andererseits sind die Formen dem Metallguss entlehnt. Wir mögen die Anlage, weil Wasser und Stein, Flüssiges und Festes auf einer großen Fläche auf ganz unterschiedliche Weise miteinander in Berührung kommen. Das öffnet auch soziale Spielräume.
Ende Juni ist der Fünf-Wasser-Tiegel leider überraschend versiegt. Böse Zungen unkten schon, da hätte wohl jemand zu viel Wasser zum Bäume-Gießen entnommen. Aber nein. Nach Auskunft der Berliner Wasserbetriebe (BWB) stand die Pumpe des Brunnens in der Kalenderwoche 26 unter Wasser, da es dort einen Wassereintritt gab. Laut Bezirksamt legt die BWB den Pumpenschacht derzeit trocken, um den Schaden zu begutachten und dann entscheiden zu können, ob Reparaturen notwendig ist. Sprecherin Sara Lühmann: "Die Wieder-Inbetriebnahme kann also noch etwas dauern bzw. ist von der Art des noch festzustellenden Schadens abhängig."