Mission Zero Waste

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mog61 erklärt, wie das auf dem Straßenfest funktionieren soll

Müllberge wie beim Karneval der Kulturen werden auf dem Mittenwalder Straßenfest nicht entstehen. Foto: ks

Das diesjährige Mittenwalder Straßenfest am Samstag, 2. September, von 13 bis 22 Uhr folgt erstmals dem Zero Waste-Konzept. mogblog bekam freundlicherweise die Gelegenheit, an einer Sitzung des Straßenfest-Komitees des gemeinnützigen Vereins mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. teilzunehmen und sich über Details zu informieren. Hier das Interview:

Warum veranstaltet mog61 dieses Jahr erstmals ein Zero Waste-Straßenfest?

Marie: Es geht um Nachhaltigkeit, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und mit unserer Umgebung. Zero Waste hat uns schon vor drei Jahren interessiert, da hatten wir Kontakte mit der BSR geknüpft, aber dann kam Corona und das Straßenfest musste erst mal pausieren. Wir hatten damals schon die Absicht, unsere Veranstaltungen künftig mit Zero Waste und möglichst klimaneutral durchzuführen.

Was bedeutet Zero Waste genau?

Marianne: Direkt übersetzt: Dass wir keinerlei Müll oder Abfall produzieren. Es bedeutet eigentlich aber viel mehr, dass wir nämlich unser gesamtes Produktions- und Konsumverhalten ändern und Rohstoffe nicht mehr unwiederbringlich verbrauchen, sondern recyceln und eine Kreislaufwirtschaft einrichten. Das ist ein längerfristiges Konzept, ein Leitbild, das man natürlich nicht in einem einzigen Schritt erreichen kann.

Marie: Deshalb sagen wir auch lieber: Zero Waste-orientiert. Auf unserem diesjährigen Straßenfest können wir Abfall leider nicht komplett vermeiden. Aber wir geben uns Mühe, dass möglichst wenig und vor allem kein unnötiger Müll entsteht. Und wir wollen das Konzept als solches darstellen und dafür werben.

Also kein Einweggeschirr?

Barbara: Nein. Es werden ausschließlich Mehrwegteller, -tassen und -becher benutzt. Die stellen wir als Verein den Standbetreibern zur Verfügung. Dazu steht ungefähr in der Mitte eine große Spülmaschine, wo das benutzte Geschirr gesammelt, gespült und anschließend wieder an die Essens- und Getränkestände verteilt wird. Ein Kreislauf! Das ist natürlich ein deutlich größerer Aufwand, auch personell, aber der lohnt sich.

Und Sie wollen damit ein Beispiel geben?

Marie: Ja. Wir leben hier in Kreuzberg in einem vielfältigen, sehr diversen Kiez. Mit Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen, dazu kommen die verschiedene Sprachen. Viele sind mit Mülltrennung aufgewachsen, trotzdem landen am Wochenende leere Pizzaverpackung einfach im Blumenbeet oder Leute stellen versiffte Matratzen auf die Straße. Wir wollen etwas bewegen. Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht! Wenn wir zusammenhelfen, können wir das gemeinsam besser machen.

Barbara: Zero Waste ist ja etwas Neues. Bisher fällt bei solchen Straßenfesten extrem viel Müll an. Ich denke nur an den Karneval der Kulturen, da hat man das zwar so einigermaßen versucht, aber für mich war das sehr befremdlich. Ich hab noch nie so viele Flaschen auf der Straße gesehen, das hat bis tief in die Nacht gescheppert, bis die BSR alles weggefegt hat. So etwas wollen wir bei unserem Straßenfest nicht haben.

Was bedeutet das für die Standbetreiber?

Marianne: Sie bekommen von uns eine Handreichung, wo wir das Zero Waste-Konzept ausführlich erklären. Wir bitten sie, unvermeidlichen Verpackungsmüll wieder mitzunehmen. Essensreste oder Papierservietten bei den Bratwürsten werden getrennt entsorgt, Zigarettenkippen und Kronkorken sammeln wir ein. Aber wir wollen auch die Besucher für das Thema sensibilisieren. Dazu gibt es am mog61-Stand reichlich Infomaterial.

Aber es ist auch ein Experiment?

Marie: Es ist Neuland für uns, ja. Im Vorfeld haben wir viel recherchiert, Workshops und Schulungen gemacht. Natürlich gibt es auch Probleme: Wir werden zum Beispiel keine Luftballons für die Kinder haben können, was sehr schade ist. Über das Pfandsystem und den Geschirr-Kreislauf haben wir wochenlang diskutiert. Das Straßenfest ist dadurch viel teurer geworden, das Budget hat sich fast verdoppelt. Glücklicherweise bekommen wir Unterstützung durch die Stiftung Naturschutz Berlin. Auch die Senatsverwaltung und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg stehen hinter uns, dafür sind wir sehr dankbar! Wir werden unsere Erfahrungen sorgfältig auswerten und wenn es funktioniert, werden alle künftigen mog61-Straßenfeste dem Zero Waste-Konzept folgen.