Bündnis Stadtnatur stoppt Abriss der Lenau-Grundschule
Das Bündnis Stadtnatur in K61 machte bisher vor allem dadurch auf sich aufmerksam, dass es auf dem Dragonerareal Unkräuter und Spatzen zählte. Jetzt aber hat die kleine Gruppe um die Künstlerin Angela Laich einen bemerkenswerten Erfolg errungen: Es gelang ihr, laufende Abrissarbeiten an der Lenau-Grundschule in der Nostitzstraße zu stoppen, die offenbar in den Jalousiekästen der Fassade nistende Spatzen gefährden.
Anfang März hatte das Bündnis Alarm geschlagen und eine umfangreiche Dokumentation vorgelegt, die Brutplätze und Einflüge von Haussperlingen nachweist. Und die Spatzenfreunde fuhren schwere Geschütze auf: Bei der Polizei wurde im Namen des Bundesnaturschutzgesetzes Anzeige erstattet, beim Verwaltungsgericht beantragt, die Fortführung der Bauarbeiten zu untersagen.
Zunächst sah alles nach dem üblichen Berliner Behörden-Pingpong aus. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann twitterte: "Ist nicht unsere Baustelle, sondern die des Senats. ... Baustopp können wir nicht verhängen." Dann aber kam doch Bewegung in die Sache und Umwelt-Stadträtin Clara Herrmann erklärte auf Twitter: "Die Arbeiten an der Fassade sind aktuell eingestellt, um die Situation der Gebäudebrüter zu überprüfen und die Schutzmaßnahmen in die Wege zu leiten." Im Umweltausschuss (UVKI) berichtete sie später von einem Ortstermin mit der Naturschutzbehörde, der Senatsverwaltung und engagierten Bürgern: "Es ist sich angeschaut worden. Es sind in der Tat Spatzen vor Ort."
Jetzt soll ersatzweise ein Spatzenkolonie-Haus errichtet werden, eine intensive ökologische Baubegleitung ist geplant, gleichzeitig lässt aber auch die Rechtslage laut Herrmann keine Zweifel zu: "Benutzte Niststätten dürfen nicht entfernt werden." Worauf sich Peggy Hochstätter (SPD) im Ausschuss prompt Sorgen um den Terminplan für den vorgesehenen Schulneubau machte, der bis 2023 fertig sein soll. Am Rande deutete sich an, dass die üblichen Bauverzögerungen an dem Problem schuld sind: Ursprünglich hätte die Fassade der Lenauschule wohl zwischen Januar und März demontiert werden sollen - also noch vor der Spatzen-Brutzeit.
Beim Bündnis Stadtnatur in K61 freut sich Angela Laich über den Erfolg. Aber sie bleibt misstrauisch: "Wir beobachten das im Detail!" Erst vor wenigen Tagen hat sie wieder die Polizei geholt. Ein Fassadenteil wurde inzwischen mit einem Vergrämungsnetz abgedämmt. "Solche Netze sind Todesfallen! Die haben dort nichts verloren. Sie hatten seit Ende der Brutsaison vergangenen Sommer und den gesamten Winter über Zeit, die Kästen abzunehmen und den Spatzenturm aufzustellen." Wenn es um ihre Spatzen geht, kennt Laich kein Pardon. "Wir leben im Zeitalter des fünften großen Artensterbens", sagt sie: "Man darf nicht lockerlassen!" No pasaran!
Update 25.03.2021: Ein Zitat nach Rücksprache mit Angela Laich geringfügig korrigiert.
Christa Brenner-Nees
Hallo, ich freue mich über die erfolgreiche Aktion!!! Wunderbar!
Bei mir ist es so, dass bald am Wohnhaus in 61 Fassadenarbeiten sein werden, und bei uns oben nisten unterm Dach Mauersegler und Spatzen und wer weiß, wer noch… Wen kann ich kontaktieren? Wie kann das kontrolliert werden, dass die Arbeiter die Nester nicht zerstören oder zustreichen? Wen im Bezirk kann ich ansprechen? Für ein paar Hinweise wäre ich dankbar.
Eure Aktion hat Euch doch bestimmt Erfahrungen gebracht, wie manvorgehen kann und wen man ansprechen/anschreiben kann? Da müsste doch vorher vom Naturschutz jemand gucken kommen?
Vielen Dank! Christa Brenner-Nees