Die beiden Schwengelpumpen in der Mittenwalder Straße funktionieren wieder
Aufmerksamen Beobachtern wird es nicht entgangen sein: Die beiden historischen Straßenbrunnen in der Mittenwalder Straße spenden seit ein paar Tagen wieder Wasser. An der Pumpe KB 092 vor dem Puff mit der Hausnummer 43 war der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V gestern schon fleißig mit vier Gießkannen unterwegs. "Für uns ist der Brunnen besonders wichtig", sagte Vorsitzende Marie Hoepfner, "weil wir damit unsere Blumenbeete entlang der Gneisenaustraße wässern können."
Beim ersten Straßenfest des Vereins im September 2013 soll die Schwengelpumpe laut Hörensagen noch funktioniert haben. Irgendwann klemmte dann das Gestell, manchmal strömten noch ein paar Liter braune Brühe aus der Öffnung, in der Regel jedoch überhaupt nichts. Nachfragen enthüllten eine schwierige Problemlage: Die beiden Pumpen in der Mittenwalder Straße - die zweite befindet sich vor der Nummer 60 in Richtung Blücherstraße und war ebenfalls schon lange kaputt - gehören dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dem ist der Zustand seiner Berliner Schwengelpumpen zwar bekannt, aber offenbar weitgehend egal. Laut Bezirksamt waren 2020 in Friedrichshain-Kreuzberg von insgesamt 84 Bundesschwengelpumpen überhaupt nur 32 einsatzfähig.
Sehr bedauerlich, weil man die für den Notfall gedachten Grundwasserbrunnen im Sommer ganz wunderbar zum Gießen dürstender Straßenbäume benutzen kann. Klagen bei Bezirk oder beim Senat hatten in der Vergangenheit wenig Erfolg, weil dort regelmäßig auf fehlende Gelder seitens des Bundes verwiesen wurde. Andererseits war aber auch zu erfahren, dass es die Bezirke sind, welche die Reihenfolge festlegen, nach der die Brunnen repariert werden, wenn denn doch einmal Geld fließen sollte. Viele haben mitgeholfen: mog61 und mogblog haben regelmäßig bei Felix Weisbrich, dem Chef des Straßen- und Grünflächenamtes, und bei Umweltstadträtin Clara Herrmann nachgefragt. Jetzt hatte man beim Bezirk offensichtlich ein Einsehen. "Auf Grund der diesjährigen höheren Ausschüttung von Bundesmitteln", hieß es vor wenigen Tagen, "konnte die Instandsetzung der beiden Bundesnotwasserbrunnen KB 090 und KB 092 in Auftrag gegeben werden."
Nach mogblog-Informationen war bei KB 092 unter anderem das Pumpwerk defekt - Kostenpunkt rund 5000 Euro. Für den Bezirk, für Senat und Bundesamt sicher ein kleiner Betrag. Für alle Freunde von bunten Blumen, Straßenbäumen und Wildbienen im Kiez aber ein großer Schritt. Solange die Pumpe funktioniert, haben die mit viel Mühe und Liebe an der Gneisenaustraße gehegten Stockrosen, all die Gras-, Pech- und Kartäusernelken, Vogelwicken, Ackerglockblumen, Nickende Disteln, Natternkopf und Ochsenzunge nun wenigstens eine Chance, auch den nächsten trockenen Sommer zu überstehen. Erst vergangenes Jahr hatte mog61 für seine Blumenbeete mitten im Großstadtdschungel einen Preis bekommen. Motto: "Jede Wiese zählt!"