Bezirksamt greift an der Marheineke-Markthalle zu ungewöhnlichen Methoden
Sie wirken ein wenig, als wären sie gerade vom Himmel gefallen. Sind sie aber natürlich nicht: Wieder einmal ist das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg an allem schuld. Seit Mitte vergangener Woche zieren an die 21 massive Feldsteine und einige rot-weiß-gestreifte Baken den Platz südlich der Marheinekehalle. Damit sollen die zahlreichen Falschparker vertrieben werden.
Weil die Friesenstraße wegen Bauarbeiten bis Ende Juli komplett gesperrt ist, hatte die Initiative »Leiser Bergmannkiez« die Idee, die breite Straßenfläche solange zum »Begegnungplatz« umzufunktionieren. Das Bezirksamt stieg darauf ein und ließ einige der Gitter entfernen, welche das Überqueren der Straße verhindern. Doch die Resonanz fiel eher bescheiden aus – nicht zuletzt wegen der vielen Falschparker, die sich vor der Bio Company breitmachten.
Auch beim »Leisen Bergmannkiez« war man nicht sonderlich glücklich, verlangte erst zusätzliche verkehrslenkende Maßnahmen und wollte niemandem empfehlen, den Platz in dieser Form zu benutzen.
Darauf hat das Bezirksamt jetzt mit den Steinbrocken reagiert. »Mal schauen, was das bringt«, sagt Hans-Peter Hubert von der Initiative abwartend. Viele Passanten vor Ort reagieren überrascht. »Wer hat das gemacht?«, fragt ein älterer Mann ganz empört. Eine Frau mag die grünen Punkte in der Bergmannstraße und sie mag auch die neuen Findlinge: »Hier bewegt sich wenigstens was«, sagt sie.
Kommentar: Noch kein Begegnungsplatz
Zunächst muss man ja alle loben. Die Leute vom »Leisen Bergmannkiez«, weil sie auf die lustige Idee mit dem Begegnungsplatz kamen. Das Bezirksamt, weil es – entgegen dem üblichen Beharrungsvermögen von Behörden – bereitwillig darauf einstieg und jetzt sogar noch kreativ nachgelegt hat.
Allerdings waren die Falschparker nie das große Problem für den Begegnungsplatz. Es sind die Fahrradfahrer: Sie sausen die Friesenstraße hinauf und hinab, was derzeit verboten ist. Sie nutzen die Fahrbahn, wenn sie auf den Radweg gehören, und radeln auf der einen Richtungsspur, wenn sie auf der anderen unterwegs sein müssten.
Für Fußgänger bedeutet das, dass sie nirgendwo sicher sind. Hier liegen rätselhafte Wackersteine im Weg, dort tobt bedrohlich der Fahrradverkehr. Ein Platz, der zum Verweilen einlädt, auf dem man sich gern und ungefährdet begegnen kann, ist das nicht.