Auf der Körtestraße dürfen jetzt nur noch Anlieger mit dem Auto unterwegs sein
Es sind nur ein paar Schilder, aber sie bewirken eine Menge. Autofahrer gucken irritiert, ein paar Radler zögern. Eine Anwohnerin freut sich ganz ungeniert. »Ich arbeite seit 30 Jahren in dieser Straße, ich fahre Fahrrad und das ist ein historischer Tag!«
Seit Juli ist die Körtestraße eine ausgewiesene Fahrradstraße. Das bedeutet, dass Radler Vorrang haben, nebeneinander fahren dürfen und Autos nur gestattet sind, wenn es Zusatzschilder erlauben. In der Körtestraße werden Anlieger geduldet, der Durchgangsverkehr soll gefälligst draußen bleiben.
»Wir fangen jetzt an, das erste Schild ist schon da, alles steht in den Startlöchern«, rief Bürgermeisterin Monika Herrmann fröhlich, als sie zur Eröffnung am 14. Juli mit grünem Helm und grüner Brille angeradelt kam. Da gossen Bauarbeiter gerade schwungvoll weiße Farbe in die hübschen Markierungen auf dem Asphalt.
Vier Tage später war die Fahrradstraße bereits fertig. Die Körtestraße ist nur das letzte Stück einer neuen Nord-Süd-Trasse vom Mariannenplatz über Mariannen-, Grimm- und Körtestraße bis zum Südstern. Dort wiederum gibt es eine Anbindung an die bereits bestehende Bergmann-Fahrradstraße.
Herrmann lobte die »attraktive Radverbindung zwischen dem westlichen Teil des Bezirks und Friedrichshain bzw. Mitte«. Natürlich ist die Trasse bisher nur ein Provisorium, das von nicht viel mehr als einer Handvoll Verkehrszeichen lebt. Aber schon allein dadurch befeuert sie die Fantasie.
Große Bäume, Tische, Bänke, Blumenbeete und vielleicht ein Teich
Was könnte man mit der jetzt schon sehr einladend, fast französisch wirkenden Körtestraße mit ihrem Kopfsteinpflaster und den breiten Trottoirs nicht anfangen, wenn dort die Autos verschwänden? Ein paar wirklich große Bäume? Darunter Tische, Bänke, Blumenbeete, ein kleiner Teich? Mitten auf der Straße ein neues Café? Das findet Herrmann keine gute Idee: Sie hält nichts von der »Durchkommerzialisierung des öffentlichen Raumes«.
Auch die Grimmstraße mit ihrem Mittelstreifen hat Potenzial. Nördlich davon verläuft sich die neue Fahrradstraße eher. Das Planufer ist verkehrsberuhigter Bereich mit Schrittgeschwindigkeit und die Mariannenstraße ein Gewirr aus Einbahnstraßen und Tempo-30-Zonen.
Ohnehin ist die Frage, wer den Autoverkehr wie oft kontrolliert. Wir sind schließlich in Berlin. »Wenn wir Regeln haben, müssen wir diese Regeln auch durchsetzen«, mahnt die Bezirksbürgermeisterin.