Lauter gelbgrüne Punkte

Veröffentlicht in: Umwelt & Verkehr | 0

Das Konzept für die Bergmannstraße liegt endlich vor

Schaut aus wie böser Ausschlag, es sind aber nur verkehrsberuhigende Markierungen. Foto: ks

Die Bergmannstraße ist im Moment immer für eine Überraschung gut. Letzte Woche war es eine ganze Schar gelbgrüner Punkte, die plötzlich auf dem Asphalt erschien und für Irritationen sorgte. Inzwischen hat das Bezirksamt den Schleier gelüftet: Die etwas infantil wirkenden Markierungen sollen allen Verkehrsteilnehmern signalisieren, dass sie sich »in einer verkehrsberuhigten Zone bewegen und entsprechend die Geschwindigkeit reduzieren«, heißt es.

Zusammen mit einigen Piktogrammen für die Ladezonen haben sie laut Bezirksamt immerhin 146 500 Euro gekostet. Der ADAC mäkelt schon, dass sie nicht mit der Straßenverkehrsordnung übereinstimmen.

Inzwischen liegt auch ein Konzept auf dem Tisch, wie es mit der Begegnungszone insgesamt weitergehen soll. Die »Erprobungsphase« soll tatsächlich – wie von der Bezirksverordnetenversammlung im Januar gefordert – Ende Juli beendet werden. Daran schließt sich eine »Evaluationsphase« an.

Details dazu sollen am 21. Mai in der Columbiahalle verkündet werden. Im Juli und August soll es dann zwei repräsentative »Bürgerwerkstätten« geben. Mit Unterstützung von Planungsbüros und Verbänden werden dabei mögliche Varianten für eine dauerhafte Gestaltung der Bergmannstraße erarbeitet. Welche Bürger dabei genau zum Zuge kommen und welches Gewicht ihre Meinung überhaupt gegenüber den professionellen Planern haben kann, ist unklar.

Nach der Darstellung, die der Chef des Straßen- und Grünflächenamtes, Felix Weisbrich, kürzlich im Umweltausschuss gab, wird eine weitere »Sommerwerkstatt« erwogen. Erstmals wird in die Debatte dabei nicht nur die Bergmannstraße selbst, sondern auch der Knoten an der Marheinekehalle mit einbezogen. Das hatten Initiativen mehrfach gefordert.

Die Konsequenz dieses Konzepts: Gerade die umstrittenen Parklets werden keineswegs im Juli abgebaut, sondern bleiben mindestens bis November stehen. Sie werden zu »Diskussionsorten« umgebaut mit »Informationsstelen« zur Begegnungszone überhaupt und zu den Ergebnissen der Bürgerwerkstätten. Auch die vom Trottoir auf die Fahrbahn versetzten Fahrradbügel, die rot-weiß gestrichenen Poller, die Piktogramme und nicht zuletzt die neuen gelbgrünen Punkte bleiben – mindestens bis die BVV 2020 über die endgültige Gestaltung entscheidet.

Kritik von Gewerbetreibenden

Unterdessen äußern Gewerbetreibende in der Bergmannstraße scharfe Kritik am Bezirksamt und an der Senatsverwaltung für Verkehr. Anlass sind angebliche Äußerungen in der Steuerungsgruppe vom 2. April, wonach die Fahrradbügel auf der Fahrbahn nicht wieder entfernt werden und Teil einer »Vergrämungspolitik« gegenüber den Autofahrern sein sollen.Damit wird aus Sicht der Gewerbetreibenden der »vereinbarte offene Prozess« in Frage gestellt. Seit Beginn des Modellprojekts habe das Versprechen des damaligen Baustadtrates gegolten: »Wenn die Maßnahmen keine Akzeptanz der Bevölkerung erfahren, dann kommen sie wieder weg!« Diese Zusage werden nun offenbar aufgehoben, heißt es. Es sei ein Skandal, so ein Vertreter, dass die Öffentlichkeit in dieser Weise getäuscht werde.

Währenddessen fordert die Initiative »Leiser Bergmannkiez« eine »Testphase Begegnungsplatz«. Gemeint ist der Platz vor der Marheineke-Markthalle, der während der Komplettsperrung der Friesenstraße im Juni und Juli autofrei sein wird. Die Initiative fordert, die Sperrgitter an den beiden Straßenseiten abzubauen und damit einen »Begegnungsplatz« auszuprobieren. Sie lädt am 14. Mai, 18.30 Uhr, zu einem »Verkehrsgespräch« im Wasserturm ein.