Endlich wieder eine Fête de la Musique von mog61 e.V.
Es war der längste Tag des Jahres, voller Licht, voller Wärme und guter Stimmung. Die Jungs und Mädels von Neôfariuş probierten auf der Bühne gerade die ersten Balkan-Rhythmen aus, die tiefer sinkende Sonne flutete die Straße mit waagrechten Strahlen, vorne begannen Menschen zu tanzen und irgendwie fühlte sich alles plötzlich ganz leicht und selbstverständlich an. "Das war die beste Fête de la Musique, die wir jemals hatten" , fasste Stefan von mog61 nachher begeistert zusammen. Nach mehr als zwei Jahren Home-Office, Lockdown und Corona-Quälerei endlich wieder "diese entspannte, lockere Atmosphäre, die wir von unseren Straßenfesten her kennen. Die Leute haben voll mitgemacht, vor allem die vielen Kinder!"
Nach der nervigen Corona-Pause hatte der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. am 21. Juni 2022 wieder eine "Fête de la Musique" organisiert. Ein Stück Fürbringerstraße wurde abgesperrt, Getränke lieferte der "unterRock", im Gegensatz zu früheren Jahren wirkten Bühne und Essensstand mit Grill eher improvisiert, aber das kleinere, intimere Format kam prima an. Es war ein Dienstagabend, kein guter Konzerttag eigentlich. Trotzdem zählte eine Abgesandte vom berlinweiten Festkomitee zeitgleich bis zu 500 Besucher. Die Kollegin von "Kiez und Kneipe" lobte zutreffend: "Fast der ganze Kiez war versammelt und feierte ... gut gelaunt den Sommeranfang."
Dass das so prächtig funktionierte, lag nicht nur am herrlichen Wetter und an Freund Alkohol, sondern vor allem am abwechslungsreichen, sommerlichen Musikprogramm. Wo früher schon mal Bands mit dem Sound einer Panzerarmee durch die enge Fürbringerstraße donnerten, setzten die Veranstalter diesmal auf Diversität. Auf elektronische Klänge von DJ Λzul, die schon am späten Nachmittag Kinder zum Tanzen brachten und dazu, mit Kreide seltsame Figuren auf den Asphalt zu malen. Momo & Friends entführten mit ihren Djembé-Trommeln ins westliche Afrika, der junge Singer / Songwriter Jannik Weber hatte seinen beeindruckenden ersten Auftritt überhaupt.
Das Neôfariuş V. Occasionally Flying K.-Orcheštra #249 ging wunderbar in die Beine und sorgte für Bodenkontakt, der legendäre KMC stärkte die Moral, Jenny Weisgerber schlug eher leisere Töne an und wer es dann doch richtig laut haben wollte, war mit Cunning Stuff hervorragend bedient. Selbst gestandene Mannsbilder gerieten dabei so in Verzückung, dass sie wie außer Kontrolle geratene Windmühlen vor dem Grill hin- und hertaumelten. Apropos Grill: Leider, leider hielt das leckere Würstchen-, Bulgur- und Waffelangebot nicht zu jeder Zeit mit der umfänglichen Nachfrage Schritt. Kommt auf die To-Do-Liste für nächstes Jahr, hört man
War übrigens alles gar nicht so leicht zu fotografieren. Die Bühne im Schatten, eine Hälfte des Publikums in vollem Licht, mit der Beleuchtung von hinten bekamen manche Köpfe fast eine Art Aura. Durch die Automatik werden helle Partien noch heller und plötzlich denkst du: Dieses weiße, milchige Licht, diese gedeckten, satten Blautöne, das kennst du doch irgendwoher ... das könnte Venedig sein ... die bunten Farben, das Gewimmel, die Musiker im Vordergrund, das u-förmig angeordnete Publikum, das erinnert dich ... dieses ganze volle, pralle Leben - das ist Paolo Veronese, die Hochzeit zu Kana! Ja, Jesus und Maria saßen nicht mit am Tisch, es gab gar keine Hochzeit, Wasser wurde auch nicht in Wein verwandelt, sondern Bier blieb sozusagen Bier. Aber das Bild von 1563 hält genau die Stimmung fest, welche die diesjährige Fête de la Musique von mog61 e.V. so besonders gemacht hat.
Info: Die Hochzeit zu Kana