Fußgängerzone vor der Marheineke-Markthalle in Sicht
Erinnert sich noch wer an die protzigen Feldsteine? Das war im Sommer 2019. Die Friesenstraße blieb wegen Bauarbeiten gesperrt und die Initiative "Leiser Bergmannkiez" hatte die Idee, die Straßenfläche an der Marheinekehalle solange zum "Begegnungsplatz" umzufunktionieren. Weil viele Autofahrer das schlicht ignorierten, warf das Bezirksamt ein paar Brocken auf die Straße und diese handgreiflichen Argumente sorgten dann bundesweit für Schlagzeilen.
Das damalige Konzept einer autofreien Zone an der Kreuzung Zossener-, Bergmann- und Friesenstraße wird jetzt Wirklichkeit. Wie das Bezirksamt heute mitteilte, wurden Zossener- und Friesenstraße von der Gneisenaustraße bis zum Columbiadamm von der Senatsverwaltung für Mobilität und Umwelt aus dem übergeordneten Hauptstraßennetz entlassen. Damit ist künftig nicht mehr der Senat, sondern der Bezirk selbst für alle Planungen zuständig. Und die Zossener Straße kann tatsächlich Fußgängerzone werden, wie es die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg bereits 2017 beschlossen hat.
Das klingt ein wenig nach einem Abschiedsgeschenk von Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne), die kurz vor ihrem Ausscheiden offenbar noch Tatsachen schaffen will. Denn dass die Zossener als wichtige Nord-Süd-Achse zu diesem "übergeordneten Straßennetz" gehörte, war bisher das Haupthindernis für ähnliche Verkehrsbeschränkungen, wie sie im restlichen Bergmannkiez längst gang und gäbe sind. Begründet wird die Herabstufung mit der "in den letzten Jahren erarbeiteten gutachterliche Lage und [der] Einschätzung des Bezirksamts". Mit der geplanten Sperrung der Zossener seien laut Bezirk zwar Verkehrsverlagerungen zum Mehringdamm zu erwarten, deren "umweltbezogene Auswirkungen" würden jedoch "in den kommenden Jahren durch den erhöhten Anteil von Elektromobilität ausgeglichen".
Die Blockierung der Zossener Straße in Höhe der Bergmannstraße für den Durchgangsverkehr erfolgt frühestens in zwei Jahren. Bis dahin will das Bezirksamt "die Maßnahmen technisch und organisatorisch sowie hinsichtlich der konkreten stadträumlichen Ausgestaltung vorbereiten". Dabei geht es offenbar vor allem um die Buslinie 248, die erhalten bleiben soll. Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Grüne): "Ich bin sehr froh, dass nunmehr die Maßnahmen im Bergmannkiez durch den Bezirk in eigener Zuständigkeit finalisiert werden können." Auch für die Initiative "Leiser Bergmannkiez" um Hans-Peter Hubert, die seit 2012 für Autofreiheit vor der Markthalle kämpft, ist die Herabstufung ein großer Erfolg. Erst im Januar hatte sie in einem Offenen Brief an Jarasch erneut die Sperrung für den motorisierten Verkehr verlangt.
Info: Pressemitteilung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg
Update 25.04.2023: Foto ausgetauscht, Text ergänzt.