Elf Bäume dürfen fallen

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Bezirksparlament gibt grünes Licht für Erweiterung der AGB

Zwischen Lesehalle (r.) und Blücherstraße (li.) soll ein neuer, 800 Quadratmeter großer Modulbau errichtet werden. Foto: ks

Das Adjektiv "temporär" ist momentan in Kreuzberg groß in Mode. Nach "temporären Spielstraßen" und einer "temporären Notfall-Pflegeeinrichtung" in der Blücherstraße, nach Pop-up-Radwegen und Pop-up-Fahrradstraßen benötigt jetzt auch die Amerika-Gedenkbibliothek eine "temporäre Erweiterung". Bekanntlich sollen die beiden Teile der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in ferner Zukunft am Blücherplatz zusammengeführt werden. Doch platzt die AGB schon jetzt aus allen Nähten - deshalb ist nun ein Erweiterungsbau geplant, noch bevor konkret über den auf 500 Millionen Euro veranschlagten Neubau entschieden wurde.

Für rund drei Millionen Euro soll ein neues, flaches Gebäude in Modulbauweise mit 260 Arbeitsplätzen und Gruppenräumen zwischen der Fensterfront des Lesesaals und der Blücherstraße entstehen, dazu wird wohl auch ein Teil der existierenden Mauer abgeräumt. "Das ist die einzige Stelle, wo man so etwas machen kann", erklärt AGB-Sprecherin Anna Jacobi. Aus Gründen des Denkmalschutzes komme der Raum vor der Bibliothek nicht in Frage, der Parkplatz gegenüber des Poco-Einrichtungsmarktes ebensowenig.

Allerdings müssen dafür insgesamt elf Bäume dran glauben. Darunter einige Götterbäume, die sich wohl leicht an anderer Stelle ersetzen lassen, aber auch eine Pflaumenart und zwei Roteichen. "Bäume fällen ist nie schön", weiß Jacobi. "Aber man kann eben nicht gleichzeitig ein Gebäude und einen Baum an der gleichen Stelle haben." Zudem drängt die Zeit: Ende Februar läuft die Fällsaison ab und wenn die Bäume bis dahin nicht abgeholzt wurden, kann das 800 Quadratmeter große Behelfsgebäude nicht wie erhofft im August oder im September öffnen.

Das dürfte der Grund gewesen sein, warum die Kreuzberger Bezirksverordneten am Montag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengerufen wurden (bei der die digitale Übertragung übrigens erstmals funktioniert hat!). Die Grünen hatten zunächst ganz restriktiv gefordert, die teilweise mehrere Jahrzehnte alten Bäume rund um die AGB "möglichst umfassend" zu erhalten und keine vollendeten Tatsachen zu schaffen. Linke und SPD gaben in einem Gegenantrag einer "kontinuierlichen Versorgung des Bezirkes mit der notwendigen Bibliotheks-Infrastruktur" den Vorzug - am Ende stand ein Kompromiss, wonach "nicht vermeidbare Eingriffe in den Baumbestand" unter bestimmten Bedingungen eben doch akzeptabel seien. Damit hat das Bezirksamt jetzt für eine Fällgenehmigung grünes Licht.

  1. münch-pohli

    …was ist mit der idee von um-pflanzungen geworden…?
    wir bleiben noch dabei!
    vielen dank
    lg
    hermiona.