Rettet den Urbanhafen!

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Wie der Bezirk die Promenade am Kanalufer zerstören will

Der Urbanhafen, wie wir ihn kennen und lieben. Foto: ks

Wenn die Bergmannstraße einmal so etwas wie der heimliche Kudamm von Kreuzberg gewesen ist, dann erinnert der Urbanhafen an das Meer. Kaum irgendwo sonst in Kreuzberg begegnen sich Wasser und Land so unmittelbar. Der hier deutlich breitere Landwehrkanal und die umgebenden Grünanlagen sind ein Ort der Begegnung: von Wasser und Land, von Menschen und Natur, von Fußgängern und von Fahrradfahrern, von schnellen Joggern, feierwütigen Partypeople, Patienten mit ihrem Tropf aus dem Urban-Krankenhaus, hungrigen Touristen auf dem Restaurantschiff van Loon, dem einen oder anderen Obdachlosen, Sonnenanbetern und chillenden Jugendlichen, die einfach ihr Rad ins kaputte Gras werfen und mit der Liebsten knutschen wollen.

Weil Kreuzberg groß und der Urbanhafen klein ist, führt das jedoch schnell zur Übernutzung. Zu sich türmenden Müllbergen, zu Millionen in den Boden getretenen Kronkorken, zur Sandwüste, die im Laufe des Sommers zunehmend das Gras ersetzt. Und zu Konflikten, heftigen Konflikten. Wer im Krankenhaus um sein Leben kämpft, braucht kein lautes "bang-bang-bang" aus dem Ghettoblaster vom Ufer gegenüber. Radler und Fußgänger kommen sich ständig in die Quere, Anwohner sind von den Partygästen genervt. Enten wachsen mitten im Unrat auf, nein, Schwäne soll man nicht füttern, Hunde nicht am Ufer frei herumlaufen lassen und bitte auch nicht mit dem Schlauchboot zur schwimmenden Insel paddeln und die kleinen Teichrallen in die Hand nehmen. Mein Gott, wie blöde können die Leute doch sein!

Aber es gibt auch überaus glückhafte Momente. Die ergreifende Schwanenparade nachts am Kanalufer. Der zugefrorene Urbanhafen im Winter, wenn der halbe Kiez stehen bleibt und zuguckt, wie die Feuerwehr einen festgefrorenen Vogel befreit. Laue Nächte, wo sich Entengeschnatter mit Partygeschrei mischt, dem hellen Klirren der Flaschensammler, dem Tatütata der Polizei und plötzlich um Mitternacht eine Nachtigall zu schlagen beginnt. Die abenteuerliche Kajaktour auf dem Kanal, ein improvisiertes Sekt-Picknick mit leckerem Käse von Knippenbergs, das lange Warten in der Nacht auf das Belüftungsschiff. Der Urbanhafen bietet Raum für viele Erfahrungen und für Erinnerungen.

Die vielen verschiedenen Nutzungen, die hier aufeinandertreffen, zwingen zu Kompromissen. Wer schnell von A nach B will, wählt einen anderen Weg: Kampfradler werden locker von patrouillierenden Touristengruppen und Großfamilien mit Zwillingskinderwagen ausgebremst. Deswegen weiß die Polizei auf Nachfrage auch nichts von schweren Unfällen. Nein, der Urbanhafen kann nicht mit einem Naturschutzgebiet im Bayerischen Wald konkurrieren. Aber auch die Natur hat sich arrangiert. Brütende Vögel scheinen weniger unter den vielen Menschen zu leiden als unter dem Wellenschlag der Ausflugschiffe und den gemauerten, unter Denkmalschutz stehenden Uferpartien.

Der Urbanhafen ist ein Ort der Begegnung und der Entschleunigung, ein Raum zum Entspannen und Flanieren mitten in der Großstadt mit einer außerordentlich hohen Aufenthaltsqualität. Und diese ist jetzt bedroht.

Die Uferwege sollen erneuert werden

Der Urbanhafen ist Teil des Freiflächen-Entwicklungskonzeptes Urbanstraße. Idee ist dabei, die bestehenden Grünanlagen zwischen Baerwaldstraße und Kottbusser Damm im Sinne von Klimaschutz, Regenwassermanagement, Verbesserungen für Fuß- und Fahrradverkehr sowie durch klima-angepasste Neupflanzungen zu optimieren. Für den Urbanhafen ist vor allem eine umfassende Erneuerung der Uferwege und Grünflächen vorgesehen. Das Konzept wurde 2021 fertiggestellt, gegenwärtig läuft die Ausschreibung der Planung, die bis Juli 2023 beendet sein soll.

Das Freiflächen-Konzept weist insgesamt eine Menge Schwachstellen auf. Wir wollen uns zunächst auf den Urbanhafen beschränken. Während insgesamt der Fokus auf Ökologie, Klima sowie Barrierefreiheit liegt, stand bei einer öffentlichen Begehung am 13. Mai, die über den gegenwärtigen Planungsstand informierte, vor allem eine möglichst konfliktfreie Radverbindung zwischen Admiral- und Baerwaldbrücke und umgekehrt im Vordergrund. Dies auch unter Berufung auf das Radverkehrsnetz Berlin, das laut Mobilitätsgesetz bis 2030 umgesetzt werden soll.

Und so schaut die Planung aus (der besseren Übersichtlichkeit halber teilen wir das Kanalufer in drei Abschnitte auf):

Planung für den Urbanhafen (zum Vergrößern anklicken!) Grafik: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, vom Autor ergänzt.

Abschnitt Ost (von der Admiralbrücke bis zur Ost-Ecke Urbankrankenhaus): Der bestehende Uferweg bleibt künftig den Fußgängern vorbehalten. Radfahrer benutzen stattdessen in beiden Richtungen das Planufer, das asphaltiert werden muss und offensichtlich vom verkehrsberuhigten Bereich zur Tempo-30-Zone hochgestuft wird.

Abschnitt Mitte (Promenade am Wasser vor dem Krankenhaus): An der Ecke, wo das Planufer nach Süden abbiegt, wird der Radverkehr über die vorhandene Zuwegung auf die Promenade geführt. Diese wird asphaltiert und künftig von Rad- wie Fußverkehr gemeinsam genutzt - in Form eines 2,10 m breiten Fußweges und eines 2,00 m breiten Radweges in Gegenrichtung. Um "dem aktuellen Problem der übernutzten Rasenflächen entgegenzuwirken", wird diese 4,10 m breite Asphalttrasse vom Kanalufer überdies durch ein "geschnittenes Heckenelement" und einen Zaun abgetrennt. Drei schmale Durchgänge sind vorgesehen.

Abschnitt West (von der West-Ecke Urbankrankenhaus bis zur Baerwaldbrücke): An der Westecke der Klinik biegt der Radweg in Gegenrichtung nach Süden ab zur Kreuzung Carl-Herz-Ufer / Wilmsstraße. Das Carl-Herz-Ufer wird künftig asphaltiert, der Uferweg an der van Loon entlang zur Baerwaldbrücke bleibt dann den Fußgängern vorbehalten. Reine Fußwege sollen dabei als wassergebundene Wegedecke ausgeführt werden - das wird sich an der Steigung hoch zur Brücke aber kaum machen lassen.

Zusammenfassung: Bisher gehört der Urbanhafen als geschützte Grünanlage den Fußgängern. Radverkehr ist dort nicht erlaubt, wird vom Bezirksamt aber geduldet, weil sich das, so der zuständige Mitarbeiter während der Begehung, "ohnehin nicht verhindern lässt". Diese geschützte Grünanlage wird jetzt mit einem veritablen Radweg ausgestattet, der sogar zum Radvorrangnetz gehören soll. Statt weitere Flächen im Dienste des Klimaschutzes zu entsiegeln, wird eine breite Trasse neu asphaltiert. Statt Barrieren abzubauen, werden in Form von Hecke plus Zaun neue Barrieren errichtet. Geht gar nicht!

Ein erschreckend dysfunktionales Konzept

Bei näherem Hinsehen erweist sich das von der SWUP GmbH Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und Mediation verantwortete Konzept als erschreckend dysfunktional:

Die neue Promenade mit Bänken, Fußweg, Radweg in Gegenrichtung und Hecke plus Zaun. Grafik: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Die neu gestaltete Promenade mit Gehweg (Breite: 2,10 m) und Radweg in Gegenrichtung (Breite: 2,00 m) entspricht nicht annähernd den geltenden Vorschriften. Damit sich zwei Menschen komfortabel begegnen können, sollte ein Fußweg mindestens 2,50 m breit sein. Für einen Radweg in einer Richtung sieht der Radverkehrsplan Berlin im Vorrangnetz bereits eine Mindestbreite von 2,50 m vor, bei Zweirichtungsverkehr generell mindestens 4,00 m. Es stellen sich überdies schwierige Fragen der Benutzungspflicht, der Abgrenzung zwischen Rad- und Gehweg, der Beschilderung sowie einer gefahrlosen Gestaltung der drei Überquerungen.

Eine Gehwegbreite von lediglich 2,10 m ist angesichts der tatsächlichen Verkehre vor Ort völlig unpraktikabel. Es bleibt absolut unklar, wie Fußgängergruppen in Gegenrichtung auf lediglich 2,10 m Breite künftig passieren sollen. Ein entspanntes Flanieren ist nicht mehr möglich, statt dessen werden Fußgänger zwangläufig auf den Radweg ausweichen - mit der entsprechenden Kollisionsgefahr. Durch die geplante Fahrradtrasse entstehen gefährliche Einmündungen / Kreuzungen mit dem Autoverkehr, mit Radlern aus Richtung Rettungsstelle und natürlich Fußgängern. Die geplante Asphaltdecke heizt sich im Sommer ungleich schneller auf als die vorhandene wassergebundene Decke (mangelnde Klimaresilienz) und verführt zu schnellem Fahren. Die nötigen Markierungen und Beschilderungen mitten in einer geschützten Grünanlage fügen sich nicht ins Landschaftsbild ein; es drohen Verhältnisse wie in der Bergmannstraße und auf dem Chamissoplatz.

Die Trennung von Fußgängern und Radfahrern an der Ost- sowie der Westecke des Urbankrankenhauses wird nicht funktionieren. Radfahrer sind seit Jahrzehnten den Uferweg gewohnt, kein Kreuzberger Radler wird stattdessen das Planufer (Achtung: reger Autoverkehr!) oder das Carl-Herz-Ufer (Achtung: deutlicher Umweg!) benutzen. Die ggf. erforderlichen Hindernisse und Sperren, die für Rollstuhlfahrer und Zwillingskinderwägen ja passierbar sein müssen, mag man sich gar nicht ausdenken. Ebensowenig ist es sinnvoll, die van Loon, den Bauwagen der Gemeinwesenarbeit und den Kinderspielplatz vom Fahrradverkehr abzuschneiden.

Die geplante Hecke plus Zaun als künstlich geschaffenes Hindernis (keine Barrierefreiheit) zwischen Promenade und Ufer ist ebenfalls nicht zielführend. Wer sich auf dem schmalen Uferbereich austoben will, wird das nach wie vor tun, ein "geschnittenes Heckenelement" hat in Kreuzberg noch keinen zurückgehalten. Die vorgesehenen drei Durchlässe schaffen zusätzliche, überflüssige Stau- und Gefahrenpunkte. Vor allem aber gibt es nun von den Bänken entlang der Promenade aus keine freie Sicht mehr auf die Uferzone. Das betrifft vor allem Patienten aus dem Urbankrankenhaus, ältere Menschen und ist geradezu widersinnig, weil es ohne Not einen Kernpunkt der gesamten Grünanlage zerstört.

Promenade wird Fahrradrennstrecke

Enorme Aufenthaltsqualität: Urbanhafen im Frühsommer. Foto: ks

Etwas grundsätzlicher betrachtet ist es das zentrale Manko der SWUP-Planung, dass sie die Verkehre am Urbanhafen hierarchisiert, bestimmten Verkehren exklusive Bereiche zuweist und dabei von oben nach unten denkt. Bisher sind auf der Promenade alle Verkehrsteilnehmer - Radfahrer, Rollstuhlfahrer, Jogger, flanierende Fußgänger, auf Bänken sitzende Fußgänger, im Gras liegende Fußgänger - mehr oder weniger gleichberechtigt. Jetzt wird plötzlich eine Hierarchie festgelegt: An der Spitze die Radler, die möglichst konfliktfrei von A nach B gelangen sollen. Ihr Radweg ist für alle anderen Verkehre eine No-Go-Area und muss gefahrenträchtig überquert werden. Es folgen die Fußgänger in Längsrichtung, sodann die Querverkehre zum Ufer.

Ein solches Konzept folgt im Prinzip der möglichst kreuzungsfreien Autobahn oder, anders ausgedrückt, dem Modell einer zwar nicht auto-, aber dafür fahrradgerechten Stadt. Im Vordergrund steht der Radverkehr - laufende, sitzende oder liegende Fußgänger erscheinen eher als störendes Element. Wesentliches Moment des Urbanhafens ist jedoch nicht die schnelle, konfliktfreie Überwindung von Raum, sondern der entspannte Aufenthalt. Deshalb sind die Verkehre dort nicht von oben nach unten, sondern - wie das bisher auch geschieht - von unten nach oben zu denken. An erster Stelle steht als schwächster Teilnehmer der Fußgänger in seinen verschiedenen Erscheinungsformen. Radler sind zwar geduldet, haben aber keine Priorität und müssten ggf. auf eine andere Route ausweichen. Die Promenade am Urbanhafen eignet sich nicht als Fahrradrennstrecke.

Leider ist nach den vorliegenden Plänen genau so eine Trasse geplant. Aus einer charmanten, chaotischen, notorisch übernutzten und konfliktbehafteten Kreuzberger Grünanlage wird eine Art asphaltierter Verkehrssicherheitsparcours mit grellen Markierungen, Verkehrsschildern, Absperrungen, Dutzenden rot-weißen Pollern, riskanten Überquerungen, wo man sich ständig nach geräuschlos nahenden Kampfradlern umsehen muss, und einem Zaun zwischen der Promenade und dem Kanalufer. Einem Zaun, der verhindern soll, dass man da einfach zwanglos hinunterschlendert und nach den Enten und Schwänen guckt! Aber hallo?

Man fragt sich natürlich auch, ob einer der beteiligten Planer auch nur mal eine Stunde lang am Kanalufer mit einer Flasche Sekt in der Sonne gesessen ist und die kleinen Teichrallen auf der künstlichen Insel beobachtet hat. Und dann denkt man: Das was der Bezirk in der Bergmannstraße und am Chamissoplatz gemacht hat, das will er jetzt auch am Urbanhafen machen. Nur dass es diesmal nicht gegen Autofahrer, sondern gegen Fußgänger geht.

Wildblumenwiese mit Seeterrasse

Schwimmender Müll am Kanalufer. Inmitten von Dosen und Plastiktüten wachsen die kleinen Schwäne und Enten auf. Foto: ks

Tun wir zum Abschluss nun einmal so, als wäre mogblog kein unbedeutendes Kreuzberger Kiez-Blog, sondern ein gestandenes Ingenieurbüro mit Landschaftsplanungs-Abteilung. Hätten wir dann in Sachen Urbanhafen nicht die eine oder andere gute Idee? Ja, natürlich: Am besten erst mal alles so lassen, wie es ist! Das gilt übrigens für das ganze Freiflächen-Entwicklungskonzept Urbanstraße: Niemand versteht, warum im Namen von Ökologie und Klimaschutz Millionen Euro in Flächen gesteckt werden sollen, die ohnehin schon weitgehend entsiegelt sind, und man das viele Geld statt in wohlfeile Kosmetik nicht lieber in wirkliche Problembereiche investiert.

Hauptschwierigkeit am Urbanhafen scheint zu sein, dass sich niemand ausreichend um den Unterhalt kümmert. Statt dessen werden für viel Geld lieber immer neue Konzepte entwickelt - worauf dann nach einigen Jahren alles wieder genauso abgewirtschaftet ausschaut wie zuvor. So würde der jämmerliche Spielplatz von einigen neuen Geräten sicherlich sehr profitieren. Die Wiese - man wundert sich, dass sie überhaupt überlebt - könnte man während des Winterhalbjahrs aufpäppeln, im Sommer bei Trockenheit in der Nacht vielleicht sogar bewässern. Der Müll müsste auch aus den Sträuchern und im Uferbereich aus dem Wasser regelmäßig entsorgt werden - darum könnte sich zum Beispiel dienstags und donnerstags die Gemeinwesenarbeit kümmern.

Bei Trockenheit wirbelt die Promenade am Krankenhaus viel Staub auf, nach Regen ist hingegen der östliche Teil des Uferwegs voller Pfützen und rutschig. Als Jogger ist man das gewohnt, aber insgesamt könnte man den Uferweg schon für wenig Geld ein Stück weit in Ordnung bringen. Eine große Fehlleistung des damaligen Landschaftsarchitekten ist die Ecke direkt an der Baerwaldbrücke: ein dunkler, unzugänglicher Angstraum, wo vorzugsweise gedealt und in die Büsche geschissen wird. Auch wenn Spatzenfreunde das ungern hören: Hier könnte nur deutlich mehr Licht helfen, also ein Kahlschlag bei den Bodenbedeckern. Überhaupt fällt auf, dass die Uferpartien mit Büschen und Sträuchern zwar den Vögeln nützen, sich sonst aber nicht allzu viel mit ihnen anfangen lässt.

Kein schöner Anblick: Gebüsch an der Baerwaldbrücke. Foto: ks

Absolut größtes Ärgernis am Urbanhafen ist jedoch der riesige asphaltierte Parkplatz am Krankenhaus, der dringend entsiegelt werden muss, besser wäre gleich eine Tiefgarage. Auf die verdorrte Rasenfläche ("Betreten verboten!") vor der Klinik mit dem abgeschalteten Brunnen gehört eine Wildblumen-Blühwiese, außerdem wünschen wir uns noch zwei, drei weitere schwimmende Inseln im Kanal. Und rechts, statt des unbenutzten Anlegers, eine Seebrücke weit hinaus ins Wasser, die sich auch mit dem Rollstuhl befahren lässt. Oder nach dem Vorbild des Britzer Gartens eine Holzterrasse in Inselform? Das ist übrigens eine weitere Schwäche der SWUP-Planer, dass sie glauben, die Natur vor den Menschen schützen zu müssen. Dabei sollte sie doch zugänglich und erlebbar gemacht werden!

Zum Thema Fahrradweg ist noch zu sagen, dass der Uferweg am Urbanhafen im aktuellen Radverkehrsnetz überhaupt nicht vorkommt, ebensowenig übrigens wie das Planufer. Dieffenbachstraße, Wilmsstraße und die asphaltierte Strecke vor dem Krankenhaus gehören dort zum Radvorrangnetz, das Carl-Herz-Ufer zum Ergänzungsnetz. Und das bedeutet: Wer immer die geschützte Grünanlage am Urbanhafen mit einer asphaltierten Fahrradtrasse zwischen Admiral- und Baerwaldbrücke durchschneiden will - auf den Radverkehrsplan des Landes Berlin kann er sich nicht berufen.

Update 09.08.2023: Fortsetzung hier: Was macht eigentlich ...

  1. S. Mueller

    Vielen Dank für den Hinweis zu dem Vorhaben.
    Zunächst musste ich mich leider durch den Text “kämpfen”, wie immer bei den mogblog Artikeln ist der Hass auf Radfahrer unerträglich.
    Am Ende fahre ich selbst Rad ohne jemals Kampfradlerin geworden zu sein, unfallfrei seit meiner Kindheit. Habe keinen Autoführerschein und komme sogar fast ohne BVG aus. Damit tue ich viel für die Umwelt und für meine Mitmenschen.
    Ich kenne die Regeln und hasse es ebenso, dass die Wegführung für Radfahrer in dieser Stadt so misserabel ist, dass viele in meinem Alter sich nicht mehr trauen mit dem Rad unterwegs zu sein. Ständig beschimpft zu werden und vermeintlich an allen Missständen eine Verantwortung zu tragen, ist wirklich beleidigend. Unterstützung für diesen Blog erreicht man dadurch sicher nicht (also ich werde den Artikel so jedenfalls nicht teilen, obwohl mir die Sache am Herzen liegt).
    Ich bin ebenfalls keine Freundin der gemischten Wege – diese Uferpromenade nutze ich nie mit dem Rad – fahre auf dem sehr schlechten und lange nicht gewarteten Radweg in der Urbanstraße stattdessen (was oft ein Umweg ist). Einfach zu denken wir stellen ein Schild hin, asphaltieren und die Leute werden schon miteinander klar kommen – das ist irrsinnig. Die Planung mit dem 4m breiten Weg der Radweg und Fußweg sein soll ist absolut unrealistisch.
    Dennoch: es wäre für Radfahrende sehr schön und wichtig an der Stelle eine ordentliche Verbindung zu haben.
    Wäre es nicht denkbar das Planufer auf ganzer Länge von der Kottbusser Brücke bis hin zum Parkplatz des Urbankrankenhauses in eine Fahrradstraße umzuwidmen? Stellenweise müsste da sicher etwas asphaltiert und zur besseren Befahrbarkeit was gemacht werden, aber die Verbindung wäre ideal und es ist nicht so viel KfZ Verkehr an dem Ort als dass sich das nicht komfortabel einrichten ließe. Es wäre eine schöne Fortsetzung des östlichen Teils des Maybachufers. Wenn sich im Parkplatzbereich eine gute Durchführung eines Radweges realisieren liese, dann kann eine Radstraße im Bereich Carl Herz Ufer sogar weiter geführt werden – auch hier mit nur wenig Aufwand und einer gut befahrbaren Oberfläche. Dann wäre der Uferweg am Urban rein für Fußgänger nutzbar und nicht wie aktuell das sich Fußgänger und Radfahrer in die Quere kommen. Im Plan habe ich mal eine orangene Linie eingezeichnet – so wie ich es mir gut vorstellen kann.
    Mit vielen Vorschlägen aus dem Artikel bin ich einverstanden und sehe auch, dass die Wiese unbedingt bleiben soll, vielleicht ein paar mehr Bänke für ältere Leute. Nachts den Rasen mit Wasser zu besprengen, um ihn mit Feuchtigkeit zu versorgen ist eine super Idee – auch um es dem nervenden Partyvolk etwas ungemütlich zu machen.
    Eine Tiefgarage an der Stelle wäre auch sehr hilfreich – bzw das Parken auf die andere Seite, dem Ufer abgewand (Geibelstraße) hin zu verlegen. Damit könnte man mehr entsiegelte und begrünte Fläche in diesem Bereich zu schaffen, um dem gewachsenen Bedarf einer an Einwohnern zugenommenen Gegend gerecht zu werden, das wäre absolut wichtig.
    Auch den Patienten des Urbankrankenhauses wünsche ich immer mehr und bessere Aufenthaltsqualität im Außenbereich und einen an ihre Bedürfnisse angepasste Situation. Also einen Rauchenpavillion bspw – damit die Raucher nicht im Eingangsbereich stehend ihre Zigaretten vernaschen müssen. Bspw wäre auch ein besseren und sichtbareren Zugang zum eigenen, sehr schönen Klinikgarten auf der Seite zur Urbanstraße eine Maßnahme.
    Die Bergmannstraße ist übrigens auch aus Radfahrerinnensicht eine Katastrophe. Warum man hier nicht einfach eine ganz normale Fußgängerzone gemacht hat mit einem Radweg in der Mitte (ohne diese hohe Bewachsung und das ganze Slalomfahren) ist mir unverständlich. Dieser Knoten wo dann Autoverkehr und Radverkehr sich kreuzen und die Strecke der Radfahrenden über den KfZ Bereich führt ist absolut gefährlich. Die allgemeine Aufenthaltsqualität auf der Bergmannstraße hat nicht gewonnen, trotz der ganzen teuren Maßnahmen. Chaotisch geparkt wird weiterhin und Lieferverkehr steht in zweiter Reihe etc.
    Wir blicken bei der Kritik aber auch auf das Ufer am Urbanhafen gegenüber, dass ja auch gegen viel Bürgerprotest umgestaltet wurde. Mein Sohn war früher oft im Böcklerpark und nutzte die Angebote. Wir Erwachsenen saßen dann oft auf der Wiese am Ufer. Auf diesen Betonstufen zu sitzen ist leider weder gemütlich noch sieht das schön aus oder ist es ökologisch. Auch hier hat man den Radverkehr auf den Fußgängerverkehr eingeleitet – ohne Not. Dazu parallel einen zweiten Weg angelegt, wo schöne Sitzfläche weg gefallen ist. Angeblich sollte es für Rollstuhlfahrende besser werden – mit Kopfsteinpflaster und Geländer? Die Bedenken der Anwohnenden haben sich fast alle Bewahrheitet.
    Genauso problematisch finde ich die Umgestaltung des Autokreisels am Kottbusser Tor. Die Ampelschaltung ist sehr gefährlich. An der Ecke Kottbusser Damm, rechts in die Skalitzer führend kriegen alle zur gleichen Zeit grün: Fußgänger, Radler und KfZ. Wir haben da schon einige, auch tödlcihe Unfälle gehabt nach dem Umbau. Hier hätte man mutig einfach 3 Straßen aus dem Kreisverkehr lösen sollen: Admiralstraße, Reichenbergerstraße, Ritterstraße und schön wäre sowohl Verkehrsführung, als auch Ampelschaltung sehr viel einfacher geworden. Der Autoverkehr in diese drei Straßen ist marginal, verkompliziert aber die Gesamtsituation enorm und sorgt für eine große Unübersichtlichkeit.
    Ich stimme zu, was denken sich diese Planungsbüros? Und warum werden berechtigte Hinweise und Ideen von Leuten die diese Orte lange kennen und Vorgänge beobachten nicht angemessen berücksichtigt. Im Gegenteil am Fränkelufer wurde regelrecht gegen die Anwohner gehetzt und durchgezogen. Auch hier hätte sich angeboten die Straße zu nutzen um eine Fahrradstraße anzulegen, alles befahrbarer zu machen für Zweiräder und auch eine gute Radverkehrsweiterführung hinter dem Böcklerpark wäre sinnvoll gewesen, als das was da letzendlich umgesetzt wurde. Es gibt zahllose Beispiele der Verschlimmbesserung in den letzten Jahren… Und was ich ebenfalls sehr vermisse eine ordentliche und angemessene Pflege der Grünanlagen findet de facto gar nicht mehr statt, die Bäume werden nicht ausreichend bewässert, Müll nicht beseitigt, Rattenbefall nicht angemessen bekämpft usw.